In den 90er Jahren konnte man politisch in Österreich noch über Gentechnik reden. Ein Experiment mit Erdäpfeln wurde dann von NGOs und der Kronen Zeitung skandalisiert und Anti-Gentechnik wurde rasch zum Leitsatz der österreichischen Politik. Ein Gespräch mit dem Sozialwissenschafter Franz Seifert.

Zu hören:

Die Folge in 10 Punkten:

1. Österreich zeichnet sich durch eine besonders starke Ablehnung der Gentechnik aus, die bereits in den 90er Jahren vor der medialen Aufmerksamkeit erkennbar war. Diese Skepsis ist tief in der österreichischen Bevölkerung verankert und deutet auf eine kulturelle Prägung hin, die ein mythisches Verständnis von Natur und Reinheit umfasst. 🌿🚫🧬

2. Die Natur kann man als molekulares System verstehen und es gibt gute Gründe für die Argumentation, dass die Evolution und die Welt sinnlos sind. Diese Sichtweise findet jedoch im Alltagsverständnis wenig Anklang. Als Ersatz entstand ein idealisiertes Bild von Natur. 🌄🔬🌱

3. Die deutsche Romantik des 19. Jahrhunderts, mit Künstlern wie Caspar David Friedrich, beeinflusste das romantische Naturverständnis stark. Dieses Verständnis von Natur als Kulturgut und Sinnquelle ist in Österreich historisch tief verwurzelt. 🏞️🖌️📜

4. Die frühe Alpinismusbewegung und der Widerstand gegen Windräder durch Organisationen wie den Alpenverein sind ein Sinnbild für die Naturnähe der Österreicher:innen. Diese Einstellung beeinflusst auch die Haltung zu technologischen Entwicklungen wie der Gentechnik. ⛰️🍃💨

5. In den 90er Jahren führte die Förderung der Biolandwirtschaft in Österreich zu einer klaren Positionierung gegen Gentechnik in der Landwirtschaft. Diese Entwicklung wurde politisch unterstützt und spiegelte die generelle Ablehnung der Gentechnik in der Bevölkerung wider. 🌾🚜🚫

6. Der Skandal um eine gentechnisch veränderte Kartoffel im Jahr 1996 und die darauffolgenden beruflichen Repressionen gegen einen kritischen Wissenschaftler verstärkten die öffentliche Skepsis gegenüber der Gentechnik weiter. 🥔🔧❌

7. Die österreichische Haltung zur Gentechnik wird als eine Art nationale „Not-in-my-Backyard“-Reaktion verstanden. Diese Perspektive fokussiert auf den Schutz der eigenen, als rein betrachteten Natur vor technologischen Eingriffen. 🏡🚷🌲

8. Die Diskussion um neue Gentechnik-Methoden wie CRISPR/Cas und deren potenzielle Akzeptanz in der Bevölkerung steht im Spannungsfeld zwischen wissenschaftlichem Fortschritt und tief verwurzelter Skepsis gegenüber gentechnischen Eingriffen in die Natur. 🧪🔬💔🌳

9. Die öffentliche Debatte in Österreich wird maßgeblich von historisch gewachsenen Einstellungen und einem starken Bewusstsein für Natur- und Umweltschutz geprägt. Dies spiegelt sich in der Politik und in den Entscheidungen zu landwirtschaftlichen Praktiken wider. 🗣️🌍🛡️

10. Die anhaltende Diskussion um Gentechnik in Österreich zeigt die Notwendigkeit eines ausgewogenen, auf Fakten gestützten Dialogs zwischen Wissenschaft, Politik und Bevölkerung, um die Chancen und Risiken neuer Technologien angemessen zu bewerten und zu integrieren. 💬⚖️🌾🔍

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