Die Wiener Ringstraße ohne Autos? – Klimanews #7

1. Sehr gute Nachrichten. Dass wir die globale Erhitzung auf 1,5 Grad begrenzen war immer mehr als ambitioniert – manche sagen auch unrealistisch dazu. Zwar sinken die Emissionen global noch nicht, aber zwei Technologien entwickeln sich nach 1,5-Grad-Plan: Die Photovoltaik und die E-Mobilität. Nur diesen beiden ist es zu verdanken, dass es zumindest noch eine theoretische Möglichkeit gibt, 1,5 Grad zu erreichen. Also bei aller berechtigten Kritik: Danke Elon für Tesla und danke an jede:n, der:die eine PV-Anlage am Dach hat. Mehr bei der Internationalen Energieagentur.
PS: In den ersten 3 Monaten des heurigen Jahres war das Tesla Model Y mini-SUV das meistverkaufte Auto weltweit. Economist (€)

2. Wachstum ist nicht der Feind. Argumentiert Klimaökonom Gernot Wagner in einem Text für den STANDARD. Der Feind ist die Verschmutzung. Treibhausgase. Verbauung. Wir sollten uns darauf fokussieren, weniger fossile Energie zu verbrauchen und weniger Boden zu verbauen. Ob die Wirtschaft dadurch mehr oder weniger wächst ist dann fast schon egal. Zum Text.

3. Amazonas vor Kipppunkt? Der Amazonas ist der größte Regenwald der Welt und Heimat von 400 Milliarden (!) Bäumen und 10 Prozent aller bekannten Arten. Er versorgt sich zum Teil selbst mit Regen, in dem er Wasser recyclt. Es verdampft, bildet Wolken und regnet wieder herab. Doch die Trockentage nehmen zu und damit könnte das System ins Wanken kommen. Wenn der Amazonas kippt, könnte er über einige Jahrzehnte zu einer trockenen Savanne werden. Furchtbar. Mehr bei Carbon Brief.

4. Projekte, die wirken. Wer einen Schuss positiver Energie braucht dem sei ein Blick auf die Gewinner des VCÖ-Mobilitätspreises empfohlen. Wiener Neudorf belebt seinen Ortskern, die Stadt Tulln entsiegelt eine zentrale Fläche und in Wien fahren Schulklassen mit den Eltern mit dem Rad in den Unterricht. Zu den Gewinnern.

5. Der Wiener Ring ohne Autos? Man wird ja wohl noch träumen dürfen… Der STANDARD hat es getan und mit Barbara Laa darüber gesprochen. Die Neos sind für eine Reduktion des Pkw-Verkehrs auf der Ringstraße. Die SPÖ blockiert. Dass diese Prachtstraße so sehr dazu dient, mit Blechkisten durchzufahren werde ich nie verstehen. Fußgänger, Touristinnen und Radfahrer gehen sich gegenseitig auf die Nerven, weil sie kaum Platz haben. Zum Text.

6. Ölkonzern holt CO2 aus der Luft. Der US-Konzern Occidental (Oxy) kauft um 1,6 Milliarden US-Dollar Carbon Engineering, eine der größten CO2-Entnahme-Firmen der Welt. David Keith von der Universität Harvard hat die Firma mitgegründet und erklärt im Economist, warum das nichts Schlechtes ist. Um CO2 aus der Luft zu entnehmen und unterirdisch zu speichern braucht man viel Erfahrung mit Chemikalien und Pipelines – und jede Menge Geld. Ölkonzerne haben das. Natürlich werde damit versucht, das Image aufzupolieren – aber die Vorteile überwiegen. Zum Text. (€)

7. Elektrifizierung auf Asiatisch. Motorräder, Rikschas und Scooter in asiatischen Ländern werden immer öfter mit Batterien betrieben. In Indien, Indonesien, Vietnam und den Philippinen gibt es 3 bis 30 Mal so viele Fahrzeuge mit zwei Rädern als mit vier. Economist €

8. Erneuerbare. Kurz ein bisschen Statistik für die Nerds. Die Produktionskosten von Photovoltaik in den USA betragen $23 pro Megawattstunde. Gas kommt auf $43, AKWs auf $91. PV ist also viel billiger. NUR kann man Gas am Strommarkt verkaufen, wenn die Preise hoch sind. Sonnenstrom muss gleich verkauft werden, wenn er nicht gespeichert werden kann (was meistens der Fall ist).

Im Schnitt wird Sonnenstrom daher um $20/MWh verkauft. Das heißt, es kostet mehr, PV-Strom zu produzieren, als man  damit an der Strombörse einnimmt. Offshore-Windkraftanlagen haben sogar Produktionskosten von $100 und erlösen damit nur $30/MWh. Gut ausgebaute Netze & Batteriespeicher lösen das Problem. Bis dahin sind Erneuerbare relativ teuer. Ausführlicher im Economist (€)

9. Mehr CO2-Preise. 23 Prozent der globalen CO2-Emissionen sind mit einem Preis belegt. 2010 waren es nur fünf Prozent. Indonesien verpflichtet Kohlekraftwerksbetreiber, ab einer gewissen Menge an Emissionen Zertifikate dafür zu besitzen. China hat einen mit sehr niedrigen Preisen, die für die Hälfte der Firmen sogar negativ sind. Die USA trauen sich nicht, eine CO2-Steuer einzuführen und geben lieber hunderte Milliarden Dollar für Subventionen aus.

Vorreiter ist die EU mit ihrem Emissionshandel und weil sie ab 2026 Zölle auf Importe von Ländern ohne CO2-Preis einführen möchte, werden wohl künftig noch deutlich mehr Länder nachziehen und ihrerseits CO2-Preise einführen. Wer ab 2026 etwa Stahl aus Indien in die EU bringen möchte, muss darauf einen Zoll zahlen. Das ist nur fair, weil etwa die Voest hohe CO2-Preise zahlt. Economist (€)

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