Weil ich jetzt schon ein paar mal von Journalist:innen zu meiner Rolle bei Sonne & Stahl gefragt wurde: Ist das noch Journalismus oder schon Aktivismus? Das ist für mich sehr simpel: Kontrolle der Politik und Aufzeigen von Lösungen ist Grundaufgabe von Journalismus.?
Habe ich eine Haltung? Natürlich! Ich hätte gerne, dass wir den Planeten nicht kaputt machen. Genauso, wie ich für Menschenrechte, Demokratie und Rechtsstaat bin oder gegen globale Armut und deshalb ein Buch darüber geschrieben habe. Ein kleines Beispiel, um zu erklären.
Es gehört zur journalistischen DNA, für den Rechtsstaat, Demokratie und Menschenrechte einzutreten. Wenn ein Politiker den Rechtsstaat desavouiert, wie teilweise Kurz, Kickl oder Strache, wird das zurecht in Recherchen, Kommentaren, Titelseiten, Diskussionssendungen thematisiert.
Eine intakte Natur und ein stabiles Klima sind für mich als Lebensgrundlage der Menschheit absolut auf einer Ebene mit der Demokratie. Es wäre geradezu absurd, würde man als Journalist:in mit Gleichgültigkeit über den Klimawandel oder das Artensterben schreiben.
Ich stelle mir gerade vor, eine Partei putscht in ?? und wenn Medien schreiben, dass das ein Wahnsinn ist, das hier Grenzen verletzt werden und wie man sofort gegensteuern muss: Würde hier ernsthaft jemand sagen, ist das jetzt nicht Aktivismus? That’s our job!
Natürlich ist wichtig, dass man sich als Journalist:in nicht von Emotionen treiben lässt. Wut darf etwa sein und kann aktivieren, aber in der Recherche und beim Schreiben, beim Gespräch mit Andersdenken und mit Interessensverteter:innen muss man ruhig und nüchtern sein.
Mein Verständnis von Journalismus ist, mich ständig mit anderslautenden Meinungen, Weltbildern und mit verschiedenen Interessen auseinanderzusetzen, mich tief einzuarbeiten und dann verschiedene Lösungen aufzuzeigen, wie man Probleme angehen kann.
Welche dann gesellschaftlich und politisch gewählt werden, ist dann nicht mehr meine Sache. Ich kann einen Kommentar schreiben und etwas kritisieren, aber in meinen Analysen und Schilderungen zeige ich nur verschiedene Wege auf, wie es gehen könnte.
Dazu gehört auch, klar zu machen, dass die Politik, die in ?? etwa in der Verkehrs- od. Landwirtschaftspolitik verfolgt wird, nicht dazu führen, dass die Emissionen rasch genug sinken, um eine Klimakatastrophe zu verhindern und das Artensterben umzukehren.
Klar ist, dass es gerade auch im Klimajournalismus schon ein Problem mit starren Weltbildern und tlw. Aktivismus gibt, aber das gibt es in der Innenpolitik genauso. Journalist:innen sollten immer die eigene Ideologie hinterfragen, das passiert mir viel zu selten.
Probleme und Lösungen aufzuzeigen ist aber absolute journalistische Grundaufgabe. Und ich würde die Frage gerne mal umdrehen: Kommen die großen Medien in ?? ihrer journalistischen Grundaufgabe, die Regierung zu kontrollieren, bei Umwelt & Klima nach?
Originally tweeted by Andreas Sator (@a_sator) on 10. May 2022.