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Das Transkript zum Finale der 3. Staffel zu Gentechnik

Wir haben fertig! Die 3. Staffel ist vorbei und heute gibt es noch meine Highlights aus den bisherigen Folgen der Staffel – was nehmen wir uns in Summe mit? Es wird einen kleinen Schnelldurchlauf geben.

An dieser Stelle vielen vielen herzlichen Dank an 89 Freunde der Sonne, die den Podcast finanziell unterstützen und mit möglich machen. Wer die Staffel gerne gehört hat, unterstützt den Podcast auf sonneundstahl.at/freunde – ich finde ja 100 ist eine viel schönere Zahl als 89….

So,

Worum ging es also in dieser Staffel?

Die Ablehnung der Gentechnik in Österreich ist quasi Nationalheiligtum, so ein bisschen wie die Lippizaner, die Neutralität oder das Schnitzel. Darüber gibt’s keine Debatte. Das zeigt sich etwa in Abstimmungen im EU-Parlament, wo die Abgeordneten in Österreich ausscheren, das zeigt sich auch in Meinungsumfragen. Woher das hier und in Deutschland kommt, das wollte ich wissen – weil es glaube ich wichtig ist, dass wir im Kampf für eine klimaneutrale, wieder buntere Welt modernste Technik und Wissenschaft nutzen – genauso wie freiwillige und durch kluge Politik herbeigeführte Verhaltensänderungen. Genauso wenig wie man diese Probleme nur mit irgendeiner technischen Erfindung lösen kann, so können wir es uns leisten, auf Technik zu verzichten. Die Experten sind sich da einig, dass Gentechnik da eine Rolle spielen kann und sollte – neben ganz vielen anderen Dingen übrigens auch. Also da darf man auch nicht den Eindruck erwecken, Gentechnik sei die wichtigste Technologie… aber sie ist wichtig. Und wenn die Leute Gentechnik ablehnen – was lehnen sie dann noch alles ab? Atomkraftwerke, ja sowieso, das wäre noch einmal eine eigene Staffel, aber manche auch E-Autos, oder Windräder, oder PV-Anlagen auf der Freifläche, oder was auch immer noch in der Zukunft auf uns zu kommt und alles davon ist nicht gut.

Das war also meine Grundfrage in dieser Staffel – ich wollte das besser verstehen, denn nur wenn wir wissen in welchen Gesellschaften wir leben können wir effektiv Schritte hin zu einer nachhaltigeren Gesellschaft machen.

In Folge 1 war mal der Molekularbiologe Martin Moder da. Er hat uns mal erklärt, dass es verschiedene Formen der Gentechnik gibt. Die weiße Gentechnik, etwa für industrielle Anwendungen, rote Gentechnik, etwa für Impfungen, und grüne Gentechnik – das ist die Gentechnik, über die wir meistens reden und um die es auch in dieser Staffel ging, da geht’s also um Anwendungen von Gentechnik in der Landwirtschaft und bei Pflanzen.

Wichtig zu verstehen ist, dass der Mensch seit Jahrtausenden durch Auslese und Züchtung in die Gene von Pflanzen eingreift, nur machte er das immer ziemlich random und blind. Aber das war effektiv, die Wildtomate etwa, also der Ursprung unserer leckeren Paradeiser, hatte nur erbsengroße Früchte. Ohne Veränderung der Gene wäre es also ziemlich unpraktisch und auch nicht so lecker, Tomaten zu Abend zu essen oder in der Pasta zu verkochen. So, das ist mal wichtig. Wir verändern also Gene schon seit Jahrtausenden. Seit einiger Zeit machen wir das auch mehr oder weniger gezielt – mit Gentechnik. Da gibt es etwa eine Methode, von der Martin erzählt hat: Man beschießt zB Tomaten mit radioaktiven Strahlen, die mutieren, also die Genetik verändert sich, und dann schaut man, welche Tomaten man davon weiter verwenden möchte, weil sie etwa leckerer oder größer werden.

Das ist Gentechnik, wird aber lustigerweise nicht als Gentechnik reguliert – also das ist ausgenommen, muss nicht gekennzeichnet werden und wird auch in der BIO-LW verwendet. Also die Tomaten, die in der Werbung als natürlich gekennzeichnet werden, die sind ja ursprünglich aus Mittel- und Südamerika, die gäbe es natürlich gar nicht bei uns, und natürlich wären die Früchte so groß wie Erbsen, was unlustig wäre. Und die werden mit radioaktiven Strahlen beschossen, um sie zu züchten – und mit den Samen werden dann die Tomaten angebaut, die man am Bio-Markt kaufen kann.

Das ist kein Scherz, sondern das ist wirklich so – und ich problematisiere das jetzt nicht, die sind sicher zu essen und gesund und geprüft und alles. Aber es zeigt sich die Absurdität, wie viel Angst wir vor Gentechnik haben, während wir sie tagtäglich einsetzen. Etwa auch in der Herstellung von Bier oder Käse. Bei Käse kann man das Lab aus dem Magen von Kälbern nehmen. Oder aber, viel einfacher, man stellt es im Labor her, man gibt Gene in Bakterien, Pilze oder Hefen, die produzieren dann das Enzym, das man sonst aus dem Kälbermagen nimmt und et voila: Danke Gentechnik für leckeren, sicheren Käse.

Also das ist alles kein Hokuspokus und Studien zeigen ganz, ganz eindeutig, dass alle GT-veränderten Produkte, die bisher auf den Markt gekommen sind, gesundheitlich für den Menschen komplett unbedenklich sind. Da braucht man sich also nicht davor fürchten. Sie gehören wegen der ganzen Aufregung zu den am besten untersuchten Produkten auf der ganzen Welt.

Und wichtig ist jetzt, dass mit der Genschere CRISPR/Cas9 eine neue Technologie da ist, mit der man sehr gezielt in das Genom eingreifen kann. Da muss man nicht mehr mit radioaktiven Strahlen beschießen, sondern kann ganz gezielt ein Gen deaktivieren oder verändern. So kann man etwa Mais dürretolerant machen, oder stickstoffeffizienteren Reis schaffen oder Tomaten, die länger haltbar sind. Das Ganze ist erst am Anfang, aber da sind für die Zukunft tolle Sachen möglich, die uns helfen mit weniger Pestiziden und weniger Ackerfläche gleich viel oder mehr Ertrag zu erzeugen. Das zeigen Studien übrigens auch schon von alter Gentechnik: Sie haben bisher dazu geführt, dass man auf der selben Fläche mehr produzieren kann und so Fläche gespart wird, sie führen dazu, dass tatsächlich weniger Pestizide eingesetzt werden – denken wir da etwa an Bt-Baumwolle in Indien, die gentechnisch so verändert wurde, dass sie ein Protein drinnen hat, dass für Schädlinge giftig ist. So müssen die Menschen dort weniger spritzen – was ja oft händisch gemacht wird in Indien und furchtbar ungesund ist.

Und übrigens: Studien mit Kleinbauern zeigen auch, dass die Profite der Kleinbauern steigen, es ist also eine von Konzernen entwickelte Technik, von der nicht nur die Konzerne mit mehr Profit – was sie auch tun – profitieren, sondern auch die Landwirte, die mehr verdienen.

So, das war Folge 1. Wer es genauer wissen möchte, gerne mal reinhören.

Dann Folge 2 mit Helge Torgersen, der sich 3 Jahrzehnte lang an der Öst Akademie der Wissenschaften mit dem Thema beschäftigt hat.

Von ihm nehme ich mir einen großen Gedanken mit: Woher kommt die Ablehnung? Da müssen wir über 200 Jahre zurückgehen in eine kulturelle Strömung, die vor allem im dt.sprachigen Raum einflusreich war: Die Romantik.

Noch heute kennen wir den Begriff, nutzen ihn vor allem in der Liebe, wenn jemand romantisch ist oder etwas Romantisches gemacht hat.

Damals wurde das breiter verwendet. In der Epoche der Romantik bezog sich „romantisch“ auf die gefühlsbetonte und naturverbundene Art und Weise, wie Künstler und Schriftsteller die Welt darstellten. Es ging um die Betonung von Emotionen, Individualität, Fantasie und die Abkehr von einer rein rationalen Weltsicht.

Es gab ja große Umbrüche, Ende des 18. JH die Französische Revolution, die Aufklärung, die plötzlich alles rational hinterfragte und wo sich viele Gewissheiten verschoben haben, die Kirche verlor an Einfluss und die Wissenschaft begann ihren Siegeszug und gleichzeitig war die Wirtschaft im Umbruch, es begannen die Industrialisierung, langsam keimten kleine Fabriken auf und die Art und Weise, wie Menschen lebten und arbeiteten änderte sich allmählich immer stärker. Und übrigens entstand mit dem Wohlstand durch die Fabriken auch die Umweltverschmutzung, ein bis heute in Summe noch immer sehr akutes Thema.

Die Romantik war eine Reaktion auf diese Veränderungen, eine kulturelle Strömung, in der Kunst, Schriftstellerei, in der Musik, Philosophie, aber auch in den Naturwissenschaften, und die war im deutschsprachigen Raum besonders stark. Und die, sagt Torgersen, und nicht nur er, sondern noch 2 andere Wissenschaftler, mit denen ich für diese Staffel sprach, hat den deutschsprachigen Raum besonders stark geprägt.

Wenn man so will gibt es ein wissenschaftliches Naturverständnis, da sind einfach ein paar Moleküle, die miteinander interagieren und die nüchterne, sinnlose Evolution, die alles steuert. Ein romantisches Naturverständnis ist dann: Alles hängt mit allem zusammen, die Natur als Idylle, als reines, perfektes Wesen, manche sind mit ihr sogar, sagen sie, mit Gott und der Schöpfung in Verbindung und diese Natur soll der Mensch nicht stören. Um jetzt diese beiden Pole einmal ganz überspitzt voneinander abzugrenzen.

So und dieses romantische Naturverständnis ist in Österreich und auch in DE und in der dt.sprachigen Schweiz sehr weit verbreitet – die Geschichte wirkt nach und mit der Grünen Partei, mit der Anti-Atomkraft-Bewegung hat sich dieses romantische Naturverständnis quasi institutionalisiert, und da passt Gentechnik natürlich überhaupt nicht dazu, dieses kalte, rationale Instrument mit der man die ohnehin perfekte Natur verändern will.

Dass das jetzt nicht viel mit der Realität zu tun hat zeigt ja schon das beschriebene Beispiel der erbsengroßen Wildtomaten, wir verändern die Natur, durch den Bau von Autobahnen viel, viel mehr als etwa durch Gentechnik und wir beschießen sie auch mit radioaktiven Strahlen und essen dann die Pflanzen und das ist völlig akzeptiert aber unbekannt. Naja…

Das war ein wichtiger Gedanke aus Folge 2 – ich empfehle euch ganz dringend, da reinzuhören, das ist sehr sehr spannend.

Dann habe ich in Folge 3 von Staffel 3 den Sozialwissenschaftler Franz Seifert interviewt, der mehrere hochinteressante Studien zu Gentechnik in Österreich geschrieben hat.

Der Puzzle-Teil den ich mir da mitnehme ist der: Mit dem Aufkommen der Anti-Atomkraft und Grünen-Bewegung musste sich die konventionelle Landwirtschaftspolitik in Österreich etwas einfallen lassen – was macht man mit diesen Revoluzzern?

Ihre Antwort war, sagt Seifert, die starke Förderung der Bio-Landwirtschaft. Der öst. Einzelhandel sprang freudig auf und schuf Eigenmarken wie Zurück zum Ursprung, Ja Natürlich oder Natur pur – seht ihr da das romantische Naturverständnis?

Die Natur, so wie sie früher war, bevor der Mensch eingriff, als quasi anzustrebendes Ziel, das ist eine ganz andere Erzählung und ein Blick auf die Welt als etwa ein aufgeklärtes Verständnis von Natur: Da könnte man auch sagen, die ganze Geschichte der Menschheit, der Zivilisation, ist eine Ermächtigung über die Natur, die Keime und Bakterien beinhaltet, die uns krank machen, wo es Tiere gibt, die uns zerfleischen, wenn wir uns nicht vor ihnen schützen, wo uns Unwetter gefährden, und die Antwort der Zivilisation war bauen wir uns Häuser, um vor der Natur geschützt zu sein, machen wir Landwirtschaft, damit wir die Natur gezielt so steuern, damit wir uns besser ernähren können, erfinden wir Medikamente wie Antibiotika, damit uns die Bakterien aus der Natur nicht killen…

Jetzt klingt das ein bisschen wertend aber ich meine es nicht nur schlecht mit dem romantischen Naturbild, denn ein rein rationales, kühles Verhältnis zur Natur ist sicher nicht ideal, das ist jetzt meine ganz persönliche Meinung, ich denke etwa auch dass wir in vielerlei Hinsicht Dinge machen, die sehr schädlich sind, dass wir etwa Arten die seit Millionen Jahren da sind genauso schützen sollten wie den Stephansdom oder den Kölner Dom, oder dass wir Flüsse wieder ein wenig befreien sollten von den Steinmauern, mit denen wir sie reguliert haben, oder dass in Städten teilweise auch die Bäche wieder rauskommen sollen. Und ich finde es großartig, wie sich viele Grüne für die Umwelt, Tiere, Pflanzen und die Landschaft einsetzen und für die Energiewende, und ich finde es eine tolle Kulturform, wie viele Leute in Österreich raus gehen wandern und die Luft und die Bewegung tun uns nachweislich auch emotional und körperlich gut.

Muss man auch aufpassen, dass man nicht in Klischees tappt, wie es gibt viele Grüne Politiker, die da differenziert sind und die Grünen haben

So, das gesagt, leben wir halt heute auf einem Planeten mit modernster, hoch-technologisierter Zivilisation und anders können wir 8 Mrd. oder 10 Mrd. Menschen nicht ernähren, es ist toll, wenn wir der Natur teilweise wieder Raum zurück geben in der Form von Schutzgebi

eten, oder in dem wir Randstreifen bei Feldern lassen und es ist toll, wenn uns die Natur oder besser gesagt die vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft gut tut und das wir dort auch Sinn finden – aber halt nur insofern, als wir dann uns nicht gegen die Wissenschaft sträuben und gegen Technologien, die für eine nachhaltige Welt wichtig sind.

Da so eine Erzählung zu finden, wie man sowohl die Natur schätzt und die vom Menschen geschaffene Kulturlandschaft pflegen etwa durch extensive LW in den Alpen – wie wir aber auch modernste Technik wie GPS, Drohnen und Gentechnik integrieren und das alles gemeinsam zu Nachhaltigkeit gehört – das versuche ich hier ein bisschen mit S&S und ich bin da erst am Anfang, aber ich glaube so in diese Richtung müssen wir gehen.

Wer mehr dazu hören möchte, bitte hört in Folge 3 rein.

So, Folge 4 von Staffel 3 von S&S: Der Soziologe Ortwin Renn. Ein absoluter Top-Wissenschaftler aus DE, wo es mich sehr gefreut hat, dass er sich Zeit genommen hat für mein Projekt. Was ich mir von ihm mitnehme:

Der Mensch ist es historisch gewohnt, sich zu fürchten. Irgendeine Gefahr gibt es immer. Und weil im deutschsprachigen Raum seit Jahrzehnten keine große wahrgenommene Gefahr bestand, hat sich der Mensch eben einfach eine gesucht, analysiert Renn. Und das waren hierzulande lange die Atomkraft und die Gentechnik, vor denen man sich fürchten konnte.

Laut Renn wurden nach dem AKW-Unfall in Fukushima mehr Jodtabletten in Deutschland verkauft als in Japan.

In der Folge geht’s auch um die Gentechnik-Ablehnung als Symbol für die Ablehnung der Modernisierung, man kommt nicht mehr mit und mag das nicht und will die Stopp-Taste drücken. Es kommt auch dazu, dass viele Leute keine großen Konzerne mögen und auch, dass der Anti-Amerikanismus hierzulande nicht unwesentlich ist – und jetzt kommen diese großen, amerikanischen Konzerne und wollen mit ihrer Gentechnik in unsere reine, perfekte Natur hineinpfuschen – dass das in diesem Weltbild nicht nur Jubel auslöst, ist klar.

So – das war die soziologische Betrachtung. In Folge 5 von Staffel 3 gibt es noch die ökonomische Betrachtung. Ja was würde GT ökonomisch denn überhaupt bringen?

Landwirte können mit ihr die Erträge und ihre Profite steigern, sagt der Agrarökonom Matin Qaim, der einer der führenden Wissenschaftler auf dem Gebiet auf der Welt ist. Bislang ist es so, dass viele gentechnisch veränderte Pflanzen nur für große, globalisierte Agrarrohstoffe relevant waren – und weniger für die kleinstrukturierte LW, wie wir sie in Österreich haben. Das, sagt Qaim, liegt aber auch an der Regulierung, GT ist so überreguliert, dass es nur für wenige große Agrarrohstoffe wie Soja, Mais oder Baumwolle rentabel ist, zu forschen.

Im Februar 2024 hat das EU-Parlament mehrheitlich für eine Lockerung dieser Bestimmungen gestimmt – aber nur bei Neuer Gentechnik, also mit der Genschere CRISPR Cas zum Beispiel, wenn keine artfremden Gene eingeführt und nicht zu viele Veränderungen gemacht werden. Wenn da noch die Mitgliedsstaaten zustimmen dann könnte das dazu führen, dass es in der Zukunft viel mehr gentechnisch veränderte Pflanzen gibt, die auch lokal angepasster entwickelt werden können. Wir dürfen gespannt sein.

So – und das war eine kurze Zusammenfassung von Staffel 3 von Sonne & Stahl – jetzt brauche ich bitte euer Feedback, wie fandet ihr die Staffel? Was hat euch gut gefallen – was nicht? Was fandet ihr differenziert betrachtet – was einseitig? Und was kann ich in der Zukunft besser machen?

Wenn ihr die Arbeit von S&S wichtig findet und wenn ihr mit dabei sein wollt, wie wir eine neue Erzählung schaffen von Nachhaltigkeit, die einen positiven Zugang zur Natur mit einem positiven Zugang zu moderner Technik und Wissenschaft vereint – dann unterstützt bitte die Mission und helft mit den Podcast zu finanzieren auf sonneundstahl.at/freunde

Vielen Vielen Dank!

Bis bald, euer Andreas

Krone, Grüne, Greenpeace: Das Transkript zur Folge mit Franz Seifert (Staffel 3, Folge 3)

Wenn man sich die Statistiken anschaut zu den Einstellungen der Menschen zu Gentechnik, da ist Österreich selbst im ohnehin schon gentechnisch skeptischen Europa immer noch der Ausreißer mit der höchsten Ablehnung.

Woher kommt denn das?

Ja, ich weiß es ehrlich gesagt nicht.

Sie ist einfach da.

Also sie ist schon von Anfang an da gewesen, nämlich in den 90ern, bevor Gentechnik überhaupt in den Medien ein Thema war.

Das war für mich eine sehr, sehr große Herausforderung.

Und ich glaube, dass wir eine der interessantesten, ein interessantes Erkenntnis.

Also ich glaube, die ersten Umfragen sind aus 95 oder 94 sogar.

Und da war schon deutlich, dass es diese Ablehnung gibt.

Und das war aber zu einem Zeitpunkt, bevor die Medien da überhaupt eingestiegen sind.

Das war nämlich 96.

Da wurde dann Gentechnik groß zum Thema.

Also es ist einfach im Denken der Österreicher.

Ja, das ist natürlich auch ein sehr, sehr interessantes Thema.

Und ich glaube, das ist eine sehr, sehr interessante Frage.

Und ich glaube, das In Österreich gibt es offensichtlich eine kulturelle Präferenz für eine Art reine kulturelle, ein Naturenalverhältnis zur Naturlandschaft.

Und ich nehme an, dass es damit zusammenhängt.

Es ist ja fast eine mythische Vorstellung von Natur, von Reinheit, die es da teilweise gibt, die mit der Realität nicht so viel zu tun hat, oder?

Ja, was ist die Realität der Natur?

Also ich komme aus der Naturwissenschaft und da zerlegt sich die Realität in molekulare Systeme.

Und natürlich ist das etwas, womit der Alltagsmensch sehr wenig anfangen kann.

Es ist auch wenig zu ergeben, sich eine solche Natur vorzustellen.

Gibt es auch.

Also da gibt es zum Beispiel von Jacques Monod, Zufall und Notwendigkeit, Nobelpreisträger, in den 60er Jahren, glaube ich, hat er seine Entdeckung gemacht mit dem Laktose-Operon und daraus eine Art existenzialistische Philosophie entwickelt, die letztlich sagt, und ich glaube, dass das ein zulässiger Schluss ist aus unserer Erkenntnis der Natur, als eben aus molekularen Systemen bestehend, dass das keinen Sinn ergibt, dass diese molekulare Welt sinnlos ist und die Evolution sinnlos ist.

Also das ist natürlich, klarerweise ist das ein allgemein verbreitetes Verständnis der Natur in mythischer Art und knüpft vielleicht auch an etwas wie die deutsche Romantik an.

Die man ja wahrscheinlich erklären kann als eine Kompensationsbewegung zum Verlust von Religion und der Sinngebung durch Religion, die dann eben in der Natur wiedergefunden wird.

Also ein romantisches Naturverständnis.

Aber wie gesagt, es deutet vieles darauf hin, dass das auch historisch in der österreichischen Bevölkerung tief verwurzelt ist.

Erklären Sie mal kurz, was das ist, die deutsche Romantik und von welcher Zeit?

Das ist von Beginn des 19.

Jahrhunderts, würde ich sagen, kann man den Beginn der Romantik ansetzen.

Es gibt natürlich verschiedene kulturelle Träume, also Medien, wo man das unterschiedlich ansetzen kann.

Aber in der bildenden Kunst, Kaspar David Friedrich beispielsweise, der in Sachsen seine Wirkung entfaltet hat, Dresden und so weiter, das zeigt, da könnte man in der bildenden Kunst den Beginn der Romantik mit dem Frühen ansetzen.

Aber da geht es um kulturelle Strömungen und ein ausformulieren, ein ästhetisches Ausformulieren von Empfindungswelten und Kultivieren von Empfindungswelten.

In dem Fall halt für ein Publikum, das dieser Hochkultur tendenziell nahesteht.

Aber klarerweise geht es da, wenn wir heute von Einstellung der Natur sprechen, geht es da um ein Massenphänomen.

Ich glaube, es spricht vieles dafür, dass es kulturell gewachsen ist und einfach weit verbreitet ist in Österreich.

Ein nahes Verhältnis zur Natur.

Auch Sport, also eine frühe Alpinismusbewegung klarerweise in Österreich, sind ja letztlich Kulturtechniken, die etwas im Bewusstsein der Menschen verankern.

Und auch mit Sinngebung verbunden ist.

Das kann man ja auch auf verschiedene nationale Traditionen vergleichen.

Das ist halt in Österreich relativ stark ausgeprägt.

Spannend, mir fällt da auch der Alpenverein an und seine Opposition zu Windrädern.

Ist wahrscheinlich dann auch damit verwandt?

Denke ich schon, ja.

Wobei da vielleicht eben dieses ästhetische Element, dass auch die Entwicklung der letzten Jahrzehnte ist ja einer der, wenn man so will, der Kommerzialisierung der Landschaft und der Natur über Tourismus und dass das halt das Landschaftsbild stört, dass man erwartet als Skifahrer, der halt irgendwelche oder sonstiger Alpinist, der halt eine reine Naturlandschaft vor Augen haben möchte.

Es kann also auch diese Kulissenfunktion im Hintergrund stehen und beziehungsweise auch kommerzielle Interessen, die damit verbunden sind.

Aber wenn man es jetzt vergleicht mit den USA, da gibt es ja ganz andere Empfindungen, wenn man jetzt an den Umgang mit Technologie oder mit der Natur denkt.

Naja, die USA ist sehr viel größer.

Und natürlich gibt es da auch einen romantischen Zugang zur Natur.

Zum Beispiel Henry Thoreau, 19.  Jahrhundert, also ich glaube, die 40er oder 30er, 19.

Jahrhundert, also Walden Pond, also ein Mann, der beschließt, sich zurückzuziehen und am Walden Pond, Teich, mitten in der Wildnis lebt und einen Großteil seiner Zeit damit verbringt, zur Rationalisierung, warum er das tut, aber ein Nahverhältnis eben zur Natur entwickelt.

Also diese Strömung gibt es auch in den USA.

Aber gleichzeitig sind die USA halt auch das Kernland des Kapitalismus und einer relativ gnadenlosen Ausbeutung der Natur.

Und es gibt halt dann auch riesige Gebiete, die industriell landwirtschaftlich ausgedeutet werden.

Also es gibt beides, ein Nahverhältnis zur Wildnis als auch eine gewaltige Ausbeutung der Natur.

Aber diese Strömung, dieses Nahverhältnis, zunächst einmal, das ist ja auch ein sehr, sehr wichtiges Thema, das ist halt die Natur, das ist im Westen ein Kulturgut.

Es ist halt die Frage, wie sich das dann politisch auswirkt.

Und in Österreich kann man dazu, weil Sie fragen, woher diese Einstellungen kommen, es ist halt eine Haltung, die historisch gewachsen ist und die tiefer Wurzel ist in der Bevölkerung.

Und wie sich das dann politisch auswirkt, hängt dann von konkreten Konflikten und Machtkonstellationen ab.

Die sind halt in Österreich und in den USA unterschiedlich.

Also in Österreich zum Beispiel hat eine große Rolle gespielt die Biolandwirtschaft.

Und das hat nicht annähernd die Bedeutung in den USA wie in Österreich.

Also in den USA ist das ein völliges Randphänomen.

Und in Österreich wurde das in den frühen 90ern zu einem wichtigen Faktor in der generellen Landwirtschaftspolitik und auch in der EU-Politik in der Hinsicht.

Und das ist auch der Umstand, dass die Biolandwirtschaft in Österreich so stark gefördert wurde, auch als Bestandteil der österreichischen Integration in der Europäischen Union, hat eine große Rolle dabei gespielt, dass man dann gesagt hat, also wir wollen überhaupt keine Gentechnik in Österreich haben.

Das war aber nicht auf Ebene eines öffentlichen Diskurses oder nicht so deutlich, sondern einfach schon auf der institutionellen Ebene.

Also dass man sagt, man grenzt sich ab.

Bei uns ist die Landwirtschaft anders.

Und das ist dann gleichzeitig auch die Nische, in der man sich im Markt bewegt.

Also es korrespondiert einfach auch mit einer generellen Bevölkerungseinstellung.

Also Bioprodukte kommen gut, kommen auch in anderen Ländern gut mittlerweile.

Aber Österreich hat eine Vorreiterfunktion gehabt.

Und die Politik, also auch die Regierungspolitik, sprich das war glaube ich die ÖVP mit der ökosozialen Marktwirtschaft, hat das relativ früh aufgegriffen.

Also es war nach Hainburg und mit dem Auftauchen der Grünenbewegung, also eine eben durchaus wirkmächtige politische Kraft, war halt die Frage für die etablierte Landwirtschaftspolitik, wie gehen wir damit um.

Und eine Lösung war die Förderung der Biolandwirtschaft.

Das ist ja auch eine Paketlösung, wenn man so will, mit anderen.

Man konnte auch eine Allianz mit dem Lebensmittel, Großhandelschaffen, der eben diverse Biolinien eingeführt hat.

Und diese Produkte, die halt auf eine bestimmte Art kodiert sind, sprich als reine Natur, die korrespondieren dann eben auch mit einer, wenn man so will, historisch gewachsenen Naturnähe der Österreicher, sagen wir mal so.

Also es sind verschiedene Faktoren, die einfach zusammenfließen.

Und auch dann, also zur Erklärung herangezogen, dann können wir, warum in Österreich eigentlich schon nach einer relativ kurzen Phase der Kontroverse, die über 96 im Prinzip gelaufen ist, also mit großer Involvierung der Kronenzeitung, man sehr, sehr schnell von Seiten der Politik gesagt hat, okay, wir werden versuchen, die Gentechnik aus der österreichischen Landwirtschaft rauszuhalten.

Es gab ja dann das Volksbegehren, das auch eine sehr hohe Resonanz hatte, aber man hat schon vorher gesehen, das ist einfach nicht erwünscht, das ist von der Bevölkerung nicht erwünscht.

Dann gab es eben die entsprechende institutionelle Konstellation, also selbst die Biolandwirtschaft als Liebkind einer durchaus wirtschaftsfreundlichen Landwirtschaftspolitik und die bereits geschmiedete Allianz mit dem Lebensmittelgroßhandel, der gesagt hat, wir brauchen unsere Bioprodukte.

Und wir wollen aufgrund dieser Naturnähe auf keinen Fall Kontaminationen unseres Lebensmittelsortiments durch Gentechnik.

Das war dann die Seite einer anderen wirtschaftlichen Lobby, wenn man so will, dass man schon gesagt hat, im Prinzip Anfang 97, also wir werden jetzt versuchen, die Gentechnik rauszuhalten.

Und dann hat man das eigentlich auf staatlich supranationaler, durch supranationale Politik gegenüber der europäischen, der europäischen Union durchgefochten.

Also da war dann eigentlich schon die öffentliche Debatte gelaufen.

Die wenigen Gruppen, die pro Gentechnik waren, konnten in einer solchen Situation relativ leicht marginalisiert werden.

Wer waren denn Gruppen, die pro Gentechnik waren?

Pro Gentechnik in der Landwirtschaft?

War der Bauernbund eigentlich durchaus pro Gentechnik?

Da haben wir gesagt, naja, wir können Produktion steigern und wir müssen uns die Option offen halten, also anfangs.

Und es gab einzelne Entwickler.

Also es gab einzelne quasi industrienahe Entwickler, die gesagt haben, wir würden gerne unsere Experimente machen, also unsere Feldexperimente in Österreich.

Und das sind wirklich in der gesamten Machtkonstellation das einzige Gruppen, die relativ leicht marginalisiert werden.

Oder deren Meinung geändert werden konnte.

Also wie gesagt, der Bauernbund hat auch sehr schnell seine Position dazu geändert.

Und dann gab es halt vielleicht noch allgemein sozusagen die Seite der Industrie, die gesagt hat, das ist nicht gut, wenn wir aus der Innovation aussteigen in dem Bereich.

Und da hängen ja verschiedene andere Dinge dran, die eine Zeit lang opponiert hat und auch versucht hat, Öffentlichkeitsarbeit zu machen in dem Bereich, die aber auch verleuert.

Also es war einfach, wenn man so will, eine klare Übermacht, wobei nicht nur die sogenannte Öffentlichkeit hier eine Rolle spielt, sondern eben, wie ich vorher schon angedeutet habe, eine Reihe von institutionellen Positionen, die fest verankert sind in der österreichischen Politik.

Mich erinnert das auch ein bisschen an die Debatte um das Freihandelsabkommen der EU mit den USA, TTIP, das ja dann auf Druck der Öffentlichkeit gescheitert ist.

Da gab es ja auch diese Allianzen, wenn ich mich erinnere, der Ex-Vorstand von Spar hat sich ganz laut dagegen positioniert, die NGOs, die Kronenzeitung und die Politik hat sich dann auch drauf gesetzt und war da sehr responsiv, was die Kritik betrifft.

Ja, aber bei TTIP, das ist halt eine handelspolitische Frage.

Da muss man wiederum sagen, da habe ich mal ein Vergleichsstudium Österreich-Frankreich gemacht.

Also in Frankreich war die Linke sehr stark.

Die Linke ist dort einfach sehr viel präsenter, also wenn man so die Regierungsverhältnisse darstellt, radikale Linke.

Und da war die Opposition gegen die Technik eigentlich ganz stark eben auch eine Antiliberale.

Also da wurde das gewissermaßen zum Sinnbild der Liberalen oder Neoliberalen.

Von den USA vorangetrieben in Globalisierung und so hat man das dort verstanden.

Also insofern sind solche Ähnlichkeiten und auch Übergänge von Netzwerken in andere Konfliktarenen in Frankreich, also wenn es jetzt wirklich konkret um Opposition gegen Integration des Weltmarktes über liberale Regelwerke geht, in Frankreich haben wir stärker ausgeprägt.

In Österreich ist das eher rudimentär, sagen wir mal, diese Schiene.

In Österreich klingt es, man könnte sagen, auf nationalem Niveau, aber das ist eine sogenannte NIMBY-Reaktion.

NIMBYs, also Not-in-my-Backyard-Bewegungen, lokale Bewegungen, die sagen, naja, es ist uns eigentlich egal, die Sache in globaler Dimension, also ob man jetzt Atomkraft hat oder nicht, das ist jetzt eine globale Frage.

Das ist eine globale Frage.

Das können wir nicht entscheiden.

Es ist okay, wenn das vielleicht irgendwelche anderen Länder haben, aber wir in unserem Hinterhof wollen es nicht haben.

Also solche NIMBY-Reaktionen sind sehr, sehr häufig in der Umweltpolitik, spielt eine große Rolle, sind oft sozusagen, führen zu Paradoxien, wie wir jetzt sehen können an der Energiewende.

Niemand will die Windräder haben, aber man will sie halt nicht für die Haustür haben oder man will sie nicht in der eigenen Landschaft haben als Zerstörer.

Das ist ein ganz anderes Landschaftsbild des, aber an sich will man schon regenerierbare Energie haben.

Also das sind NIMBY-Reaktionen, die halt dann zu gewissen Paradoxien führen.

Und man kann sagen, bei der Gentechnik könnte man das irgendwo, das Narrativ, wenn man so will, das analytische Narrativ für Österreich als eine nationale NIMBY-Reaktion sehen, im Vergleich zu anderen Bewegungen, anderen, ich habe jetzt viele europäische Vergleichsstudien gemacht, wo wirklich auch globale Anliegen transportiert worden sind mit der Gentechnik.

Das war in Österreich nicht der Fall.

Es war einfach, wir wollen es hier nicht haben, wir wollen es bei uns nicht haben.

Wir haben die Biolandwirtschaft und die Biolandwirtschaft wird dadurch beeinträchtigt.

Also quasi mit der großen, weiten Welt wollen wir nichts zu tun haben, da haben wir eh keinen Einfluss und bei uns zu Hause ist die Welt noch in Ordnung.

Ja, ist aber auch verständlich, weil so völlig abwegig ist diese Haltung ja nicht.

Faktor kann man ja wirklich nur im eigenen Bereich Dinge bewirken.

Ja, aber das ist, irgendwo kann man das, könnte man solche Vergleiche mit solchen Metaphern anstellen.

Also anderswo gab es viel stärkere auch Interaktionen von Bewegungen mit anderen, also mit Bewegungsvertretern von anderen Ländern und so weiter.

Also Österreich war eher eine Abwehrreaktion.

Also Schweiz, Deutschland, Österreich lange sehr weit hinten waren bei der Durchimpfung.

Ich weiß jetzt nicht mehr, wie es jetzt ist.

Aber gibt es da auch Parallelen, so diese Ablehnung von Technologie, dieser reine, gesunde Körper und braucht man keine Medizin, sondern wenn man da in Einklang mit sich und der Natur lebt, dann wird man eh wieder gesund?

Ja, wir hatten in Österreich ja das Phänomen, es gab ja eigentlich in Österreich keine Impfproblematik bis zur Pandemie.

Also ich kann mich nicht erinnern, dass das in Österreich ein Thema war.

Im Vereinigten Königreich, glaube ich, gab es diverse Ereignisse, die also die Impfung, also die schon zu einer Anti-Impf-Bewegung, also es gab international ein bisschen Anti-Impf-Bewegungen bereits, die begonnen haben vor 10, 15 Jahren oder so.

Ja, das ist ein Thema.

Aber warum das in Österreich so hochgekocht ist oder warum man das nicht haben wollte, ich weiß es nicht, ist aber eine interessante Frage.

Ich weiß nicht, ob systematisch, man müsste da wahrscheinlich sozialpsychologisch ansetzen, bereits untersucht wird.

Es sind ziemlich viele Daten produziert worden.

Ich denke, ein Teil davon könnte für solche Analysen verwendet werden.

Es ist aber eine interessante Frage.

Nur eine Sache ist schon klar, in Österreich wurde es einfach dann zum Politik.

Ja, also mit anderen Worten, die FPÖ hat sich draufgesetzt.

Ich habe mir das einmal als Neugier angesehen, so eine Demo, so eine Großdemo gegen, das war vor einem Jahr, ist das erst ein Jahr her, das war im Herbst letzten Jahres, glaube ich, da gab es diese Großdemos, kann das sein?

Und ja, und das war schon interessant, die Präsenz der FPÖ.

Ja, also die Präsenz der FPÖ, die haben sich draufgesetzt, dass sie sich gegen die Immigration und gegen diesen Komplex, das ist sozusagen ihre Kerninteressen, wie kommt die jetzt auf die Impfung?

Also haben die jemals schon was gegen Impfungen gehabt?

Und das war schon sehr offenkundig, sie setzen sich halt auf diese Impfbewegung, Anti-Impfbewegung drauf, weil es eine Oppositionsbewegung ist.

Sie richtet sich gegen die Regierung.

Und ich denke, das ist zumindest eine wichtige erklärerische Komponente.

Es mag schon sein, dass das eine Rolle spielt, sozusagen dieses Reinheitskonzept und Naturkonzept und die natürliche Immunantwort ist effektiver als das, was uns die Medizin gibt.

Aber im Grunde sind solche Widerstandsbewegungen ja Widerstand gegen Institutionen und gegen eine Art von Obrigkeit.

Das ist allgemein, ich würde sagen international, in den USA ja sehr, sehr stark rausgekommen.

Und das ist auch ein Teil, der in den USA ja auch in den USA verhandelt wird.

Und auch polemisch, wie jetzt so einfach hieß es, da geht es um, wir lassen uns nicht manipulieren, um diese Haltung.

Ja, genau.

Also eine Widerstandsbewegung gegen diese Form von, man könnte sagen, epistemischer Hegemonie eines Komplexes von Institutionen, die ganz stark auch die Wissenschaft beinhalten sehen.

Also Sie sehen da schon eine empirische Basis für die Kritik daran, wie dieser Diskurs der Wissenschaft in der Öffentlichkeit geführt wird?

Ja, das ist eigentlich ein Streitthema in den Sozialwissenschaften.

Also ich bin da ein bisschen hin und her gerissen jetzt zwischen verschiedenen Identitäten.

Ich komme ja eigentlich aus der Naturwissenschaft, bin ja eigentlich Biologe und bin dann in die Sozialwissenschaften übergegangen.

Und die funktionieren ganz anders als die Naturwissenschaft.

Die Naturwissenschaft zeigt mich schließend ergreifend der Wahrheit verpflichtet und das ist das Einzige, was mich interessiert.

Die Sozialwissenschaften sind politisch und das ist sehr, sehr oft hinter methodischen Steigigkeiten und Interpretationen.

Und eine politische Position, die in den letzten Jahrzehnten immer stärker geworden ist in der Interpretation dieses Verhältnisses, also Wissenschaft, Öffentlichkeit, Politik, das ist halt eine, die sagt, die Politik und die Wissenschaft als Machtkomplexe in einer Gesellschaft sind schuld oder sind verantwortlich, sagen wir mal so, dafür, dass es diese Widerstände gibt.

Also es ist, wenn man so will, eine kritische Haltung, die aus den 70ern kommt, aus diesen kontroversen, erst in Atomenergie und dann verschiedenste andere technologische Modernisierungsprojekte, die eben mit Widerständen dann konfrontiert waren, mit denen sie nicht gerechnet hat.

Also das ist, wenn man so will, auch eine intellektuelle Tradition, die sehr, sehr an Platz gewonnen hat dann mit diesen Konflikten um die Gentechnik.

Das ist ja eine Haltung, die man haben kann, die nicht unplausibel ist per se, weil es tatsächlich so ist, dass natürlich Wissenschaft immer wieder instrumentalisiert wird, also Expertise wird instrumentalisiert, um Projekte durchzusetzen.

Das kann man sich relativ leicht vorstellen im Fall der Kernenergie, dass halt gesagt wird von Seiten der Wissenschaft und legitimiert, naja, es sind halt Risiken, die sind vorhanden, aber wir haben es unter Kontrolle und wir haben wissenschaftliche Evidenz dafür, dass es so ist und es ist klar, dass da Interessen im Hintergrund sind.

Das ist auch nicht ganz falsch, was Sie sagen, aber man kann ebenso gut sagen, naja, wir haben hier Probleme, die wir in 500 Jahren nicht gelöst haben werden, zum Beispiel die Endlagerung oder verschiedene Risikofaktoren, die einfach heute noch nicht bekannt sind oder so.

Also, dass die Wissenschaft in Macht aufhört, Ausübung, in der Implementation einer Politik, die nicht nur vorteilhaft ist, eine Rolle spielt und Expertise und legitimatorische Herangeziehung, das ist nicht aus der Luft gegriffen.

Natürlich ist das so.

Aber die Frage, ob es eine Kausalität gibt, ob man wirklich sagt, weil das so ist, weil es diesen Machtaspekt gibt und diese Nichtneutralität der Wissenschaft, kommt es jetzt zu diesen Gegenbewegungen.

Und alle diese Gegenbewegungen haben sozusagen Recht irgendwo, ist eine andere Frage.

Es ist eine offene Frage für mich, ist aber nicht entspannend auf einer intellektuellen Ebene.

Ich tendiere dazu, zu sagen, wir haben mit diesen Widerständen bei der Pandemie und auch vor allem mit dieser starken, das ist ja nicht nur Österreich mit der FPÖ, sondern das war auch Trump oder Bolsonaro und so weiter, das sind auch die Spitzen, aber mit dieser rechtspopulistischen sozusagen Exploitation dieser weitverbreiteten Haltungen eigentlich irgendwo eine Grenze erreicht, wo das irgendwo nicht mehr funktioniert, dieses Argument.

Irgendwie haben sie ja recht mit ihrem Widerstand, auch wenn es keine unter Anführungszeichen wissenschaftliche Basis gibt, sondern irgendwo, okay, das ist meiner Ansicht nach, ich kann das einfach nur so sehen, für mich ist die Impfung ein probates Mittel zur Bekämpfung dieser Pandemie.

Und diese Bewegung ist eigentlich, das ist eigentlich nur eine riesige Irritation und ein riesiger, irgendwo ziemlich sinnloser Störfaktor.

Also so wie die es mal jetzt interpretieren.

Also das mit der Berechtigung ist immer so eine Sache, aber grundsätzlich gehöre ich wahrscheinlich einer Denkrichtung an, die sagt, soziale Konflikte sind per se nicht schlechte, sondern sie sind sowieso in einer Demokratie eine Notwendigkeit.

Und wir können aus Konflikten im Grunde sozusagen im weitesten Sinne eine dialektische Form irgendwas Positives machen.

Sie helfen dabei, Institutionen zu verändern und so weiter.

Aber wie gesagt, gerade bei der Pandemie meine ich, dass da in gewisser Weise eine Grenze erreicht worden ist, die die völlige Dysfunktionalität dieser Konflikte auch vor Augen gehört hat.

Bei der Gentechnik würde ich es nicht so sehen.

Aber das ist halt eine spezifische Sache.

Da muss man sich die konkrete, sozusagen das Modernisierungsprojekt, wogegen sich da Widerstände aufbauen, konkret im Detail anschauen.

Also eine generelle Gesellschaftstheorie, diese Art von Konflikten, die gibt es für mich noch nicht.

Es gibt diese verschiedenen Schulen, die unterschiedlich sind, aber ich würde mich selbst als Forscher oder als Intellektueller irgendwo zwischen diversen Schulen sehen und unentschieden.

Und bei der Gentechnik sehen Sie mehr Basis als bei den Impfungen?

Bei der Gentechnik ganz konkret hätte ich gesagt, ich habe kein Problem damit, dass wir in Österreich keine Industrie- und industrielle Landwirtschaft oder nicht in dem Maße industrielle Landwirtschaft haben.

Und das, was an gentechnischen Produkten da war, das war nur, also das ist verzichtbar.

Das ist gerne verzichtbar und es ist okay, wenn wir die Biolandwirtschaft haben.

Ob das jetzt rein ist, das Bioprodukt, oder meiner Gesundheit gut tut oder nicht, das ist für mich ein bisschen unerheblich.

Ich halte die Förderung der Biolandwirtschaft an sich für eine gute Entwicklung aus verschiedenen Gründen.

Das ist jetzt gar nicht so, das geht gar nicht so um die Frage der Produkteigenschaften, sondern dass es ein ganz gutes Modell ist, um verschiedene Probleme zu bearbeiten.

Also im Fall der Gentechnik meine ich, ist der Verlust Österreichs oder der Verlust auch Europas kein besonders großer, das wird es nicht haben.

Das, was immer, also dieser sozusagen Popanz, der da heraufbeschworen wird, wir verlieren den Anschluss im internationalen Wettbewerb.

Also nein, das ist nicht so.

Das ist nicht passiert.

Also wir können wirklich in Europa auf die industrielle Gentechnik in der Landwirtschaft verzichten.

Das sehe ich eigentlich in dem Fall kein Problem.

Bei der Pandemie hätte ich gesagt, nein, wir können auf die Impfung sicher nicht verzichten.

Das ist ein wichtiges Mittel, um diese Krise zu bewältigen.

Das ist was anderes.

Aber gibt es nicht mit der Genschere CRISPR und neuer Gentechnik doch das Potenzial, dass man da etwas verschläft und positive Wirkungen verpasst?

Naja, wenn die Forschung kann sich ja nicht darauf verzichten, das ist ganz klar.

Also ob wir da schon soweit sind, dass wir Produkte haben, wo wir diese Diskussion führen können, können wir darauf verzichten oder nicht, glaube ich eigentlich nicht.

Also ich sehe diese Produkte noch nicht.

Es gibt halt die Regulierungsdebatte und natürlich gibt es diese weit verbreitete Angst auf Seiten sozusagen technologiepolitischer Eliten, die genau so argumentieren, wir dürfen den Anschluss nicht verlieren und so weiter.

Wie wird denn die Bevölkerung reagieren?

Also das gibt es schon seit einigen Jahren.

Das sind im Grunde sehr spezifische Fragen.

Da muss man sich die Produkte ansehen und die Entwicklungen.

Wie gesagt, auf die Entwicklung wird man nicht verzichten können.

Dazu ist diese Methode einfach zu wichtig.

Auf die Produktentwicklung, auf die Produktentwicklung also Entwicklung im Sinne von Forschung, auf die konkrete Produktentwicklung muss man sich die Produkte ansehen, wie wichtig die sind, wie unverzichtbar die sind.

Aber es ist sehr wahrscheinlich, dass es zu Widerständen kommen wird, weil ich meine, dass es schon einen Aspekt gibt in dieser Widerstandsbewegung, wenn man so will, das ist ein semantischer Aspekt.

Also es wird der Umstand der gentechnischen Manipulation als solcher, also wird zu einem Marker, um Entwicklungen und Produkte im Besonderen, die in der Natur zirkulieren können, sozusagen zu bekämpfen.

Es geht um diesen Marker.

Es geht nicht um das spezifische Produkt, sondern es geht darum, dass dieses Produkt, sprich dieser Organismus, dass dieser Organismus nicht in die Natur entlassen werden darf.

Als natürlich verstandene Natur.

Also er stört diese Natürlichkeit.

Wenn man so will, ist das ein mythischer Code, der da drinnen steckt.

Also ich habe noch nie Papers dazu gelesen, aber es ist schon so, dass die Antigen-Technik-Bewegung sehr, sehr stark mit diesem Code arbeitet.

Nicht nur stark, sondern der Code ist sozusagen Handlungsleiter.

Also die Antiebewegung macht diese Differenzierung nicht zwischen Produkten, sondern sie geht wirklich von dem Eingriff ins Erbgut aus.

Und das ist etwas, was sozusagen einen Organismus wesentlich verändert.

Und man kann sich vorstellen, dass mit CRISPR/Cas, also mit Gene-Editing hier für eine Widerstandsbewegung sozusagen neue Identifikationsprobleme auftauchen.

Also wie kann ich so einen Organismus dann überhaupt dingfest machen, dass das so ein Organismus ist?

Weil auch Veränderungen sind im Erbgut, die ja sehr oft gar nicht nachweisbar sind.

Im Gegensatz zu diesen ersten Generationen von transgenden Organismen, wo man das nachweisen konnte.

Aber wenn das neue Generationen von Organismen sind, wo ein Organismus, der sich in der Natur verhält, in solch einem Nachweis nicht mehr möglich ist, dann stellt sich die Frage: Okay, wie kann ich diesen Code einsetzen?

Der ist unnatürlich.

Das ist ein manipulierter Organismus, wenn ich das nicht mehr feststellen kann, dass der überhaupt manipuliert ist.

Aber das sind, nehme ich mal an, Probleme der Zukunft.

Und bevor es dazu kommt, nehme ich auch an, dass nach der Stärke der gegentechnischen Bewegung in verschiedenen europäischen Ländern warten die sozusagen natürlich auf diese Dinge zu tun hat.

Und da wird es wohl auch von Anfang an Widerstände geben.

Ich will mit Ihnen gerne noch zurück in die 90er Jahre gehen.

Sie beschreiben in einer Studie ein Experiment, 1996, ein Gentechnikexperiment, das zu einem großen Skandal geführt hat in Österreich.

Könnten Sie das kurz beschreiben?

Worum ging es da?

Das war, glaube ich, eine Kartoffel, die verändert wurde von einem Entwickler, für die gab es eine Art, die sich als eine Art von Karte ausgewählt hat.

Für die gab es noch keine amtliche Bewilligung, also für die Freisetzung, obwohl der Akt schon Monate vorher eingereicht worden ist.

Aber man hat sozusagen von Amtsseite gezögert, eine Bewilligung auszusprechen.

Und diese Kartoffel wurde dann im Thulner Feld ausgesetzt, glaube ich.

Wurde von Greenpeace oder Friends of the Earth, also Global 2000, äh, entdeckt und der Kronenzeitung zugespielt.

Und es gab halt diesen Skandal.

Also es war eine Gesetzesübertretung, wenn man so will, also eine Freisetzung ohne fest-, also ohne endgültige amtliche Genehmigung.

Es hat sicherlich alle möglichen Gespräche vorhergegeben, aber die Genehmigung lag nicht vor.

Und das war aufgrund der Jahreszeit für den Entwickler, unter Anführungszeichen, notwendig, das zu machen.

Und, äh, also dieser Regel-, also dieser Gesetzesübertritt wurde dann halt entsprechend skandalisiert.

Da gab es natürlich schon vorher Kampagnen, die eine entsprechende Sensibilisierung erzeugt haben.

Und man hat nur darauf gewartet, dass sowas passiert.

Und das war halt dann der große Gentechnik-Skandal in Österreich.

Und das hat dann dazu geführt, dass die Kronenzeitung mit dieser Kampagne fast wieder ein Jahr, also bis zum, äh, äh, Jahr, war zum Beispiel ein Ereignis anders, etwas anders geartet, aber wird genauso eine Öffentlichkeitswirkung gehabt.

Das war ein, ähm, ein Molekularbiologen namens Abbad Puste, der, ähm, Aussagen gemacht hat in den Medien, wonach, ähm, er nicht ausschließen könne, dass es gesundheitliche Wirkungen gibt, negative, nachteilige Wirkungen von gentechnisch veränderten Genen.

Lebensmittel.

Und, äh, dann, äh, kam es zu Repressionen gegen, gegen diesen, äh, gegen diesen Forscher.

Und, äh, was weiß ich, ähm, sein Vertrag wurde nicht verlängert oder, äh, also berufliche Repressionen, äh, er wurde pensioniert, mehr oder weniger.

Äh, und, äh, das hat dann eine enorme, einen, einen, einen Empörungssturm losgelöst.

Äh, das war, ich glaube, 1998.

Das war etwas danach.

Äh, auch hier war es ja so, dass es, äh, schon zuvor eine Sensibilisierung der Öffentlichkeit gegenüber solchen Fragen gab.

An sich war Gentechnik überhaupt kein Thema.

Also diese, dieser, wenn man so will, dieser Naturkomplex, den man in Österreich identifizieren kann, oder dieses Naheselbnis zur Natur, die Biolandwirtschaft und all diese Dinge, das war in Großbritannien nicht das Thema.

Aber, ähm, es war BSE.

Also BSE, da war ja das, äh, Großbritannien das Zentrum des Geschehens.

Also, ähm, das war ein, wenn man so will, Ursprungsskandal, tatsächlich Informationen unterdrückt worden sind, ja, die, äh, die gezeigt haben, dass es hier einen Zusammenhang geben könnte zwischen der Rindererkrankung und der menschlichen Krank, äh, Erkrankung, äh, also Jakob Kreuzfeld.

Ähm, und, ähm, ähm, also diese, diese Unterdrückung von, von, von wissenschaftlichen Informationen, äh, das ist eben genau das, ja. dass es eben genau dieser Machtkomplex, der real ist, da gab es massive Interessen von Seiten der Landwirtschaft und der Industrie, dass es nicht zu einer solchen Gegenbewegung kommt und die hat genau zu diesem Skandal geführt.

Also das hat eine Sensibilisierung schon in der britischen Bevölkerung herbeigeführt und dann kam diese Geschichte mit dem Abort Buster, also mit einem, wenn man so will, einem Whistleblower, der schlecht behandelt worden ist und das hat dann in den Medien die Debatte losgetreten und hat dann zu einer massiven Antigen-Technik-Bewegung geführt.

Im Gegensatz zu Österreich waren diese Bewegungen in Frankreich, in Deutschland, in Großbritannien auch Bewegungen, die wirklich gegen Versuchsfelder vorgegangen sind.

In Österreich gab es keine Versuchsfelder, aber das waren Aktivisten, die also Felder zerstört haben und so weiter.

So, danke euch fürs Zuhören.

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Nächste Woche tauchen wir noch tiefer ein in die Ablehnung der Gentechnik in der österreichischen und deutschsprachigen Gesellschaft und da hilft uns der deutsche Soziologe Ottwin Renn, ein weltweit anerkannter Risikoforscher, der noch ein paar spannende Erkenntnisse mit uns teilt.

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Zusammengefasst: sonnenstahl.at/newsletter Danke, dass ihr diese Folge von Sonne und Stahl gehört habt und wir hören uns nächste Woche wieder am Donnerstag.

Euer Andreas

Transkript zum Rückblick auf Österreich & Deutschland 2023

Dieses Transkript wurde automatisch mit Trint erstellt. Ich habe es nicht korrigiert – es sind also einige Fehler drin.

A. Sator [00:00:12] Karl, Was war denn das für ein Jahr 2023? Wenn wir auf die Auswirkungen des Klimawandels achten in Österreich, was haben wir da schon gesehen?

Karl Steininger [00:00:24] Also wir haben mehrere Ereignisse beobachtet. Wir hatten Frost im April mit einem sehr überdurchschnittlich warmen März. Das heißt, die Vegetation hat schon um 14 Tage früher begonnen als im 10-jährigen Durchschnitt. Und dann gab es Anfang April kalte Nächte mit bis zu -8 Grad. Das hat man vor allem im Burgenland, Niederösterreich und in der Steiermark schwere Frostschäden in der Landwirtschaft verursacht. In der Steiermark war es das Steinobst, die Marillen Zwetschgen, Kirschen und haben allein in diesem Bundesland 23 Millionen € Schäden im Obstbau gehabt. Im Sommer sehr starke Unwetter können uns vielleicht Anfang August in Kärnten mehr als 170 Straßen Wege verschlagen, über einen Hang rutschen unterspült, in dem betroffen und insgesamt eines der wärmsten Jahre der Messgeschichte in Österreich ist. Im September war schon klar, dass es zu den drei wärmsten zählen wird und seither haben wir dann noch einen sehr warmen September drei 0,6 Grad über dem Mittel Oktober drei 0,5 Grad über dem Mittel gehabt. Das heißt, wir spüren wirklich nicht nur den Trend zum Beispiel nach Extremereignisse ganz stark in Österreich.

A. Sator [00:01:37] Andreas Das wird alles immer noch schlimmer, bis wir die Treibhausgase auf Null haben. Was war das für ein Jahr in Deutschland, wenn es um die Reduktion von Treibhausgasen geht?

A. Löschel [00:01:51] Ja, ich glaube, es war ein Jahr, das sehr geprägt war noch von der Krisendynamik aus dem Jahr 22. Wir haben ja mit der Energiekrise tatsächlich gesehen, dass Klimaschutz eben nicht nur auf das Klima im engeren einzahlt, sondern auch eine ganz wichtige Rolle spielt bei Fragen der Versorgungssicherheit und deswegen ganz viele Dinge, die beim Klimaschutz angestoßen haben, eben auch hierfür wichtig sind von der Energieeffizienz eben dann über den Ausbau der Erneuerbaren. Und das hat ja stark an Dynamik in 22 aufgenommen. Und das hat über getragen, auch auf das aktuelle Jahr 23 als. Ich glaube, vieles muss man aus dieser Perspektive sehen, was auch hier geschafft wurde. Aber dann auch natürlich einige Enttäuschungen, die im Jahr 23 dann eben auch deutlich geworden sind.

A. Sator [00:02:47] An einem skizziert. Kurz Was waren Enttäuschungen?

A. Löschel [00:02:52] Ja, ich sage mal, eine Sache, die man ich glaube eher unter die kurzfristige Enttäuschung packen muss, ist die Diskussion um den Klimaschutz im Gebäudesektor. Ich glaube, das war ein typisches Beispiel, wo man eigentlich diese sehr gute Dynamik nutzen wollte, um eine der ganz schwierigen Bereiche im Klimaschutz auch anzugehen. Wir haben ja bisher uns sehr stark an der Stromversorgung abgearbeitet, auch recht erfolgreich. Und jetzt ging es eben darum, in die anderen Sektoren zu gehen, also Gebäude und dann später Verkehr, Industrie. Und ich glaube, man wollte eben hier diese Dynamik auch dann mitnehmen. Und das ist nicht in dem Maße gelungen, wie man es sich gewünscht hat. Das Gebäude Energiegesetz, wie es dann rausgekommen ist, hat doch eine ganz andere Tiefe als das, was man eigentlich angestrebt hat. Eigentlich wollte man den großen Wurf schaffen.

A. Sator [00:03:49] Fangen wir gleich damit an, weil das ist ja auch eine Debatte, die dann relativ unvermittelt auch nach Österreich übergeschwappt ist. Äh, und? Ach. Ähm. Dinge, die in der Koalition anders in Österreich vereinbart waren, dann noch mehr aufgeweicht wurden wegen der deutschen Debatte. Ähm, ach, wo der Boulevard recht stark ist. Andreas erklär unseren Zuhörerinnen aus Österreich mal, was da in Deutschland passiert ist. Schritt für Schritt bitter.

A. Löschel [00:04:20] Ja, ich glaube, die Idee lässt sich recht einfach zusammenfassen. Wir wissen, dass der Gebäudesektor einer der großen Treiber bei den Emissionen ist. Also etwa 40 % der Emissionen kommen aus dem Bereich. Wir sehen, dass da noch nicht viel passiert ist, die Wärme eigentlich größtenteils fossil bereitgestellt ist. Und die Idee war jetzt festzulegen, dass man ab jetzt sozusagen 65 % der Wärme aus erneuerbaren Quellen beziehen muss, was im Kern eben für viele der neuen Gebäude nicht so ein großes Problem ist, weil man das eben schon reichlich gesehen hat am Boden, dass es häufig die günstigste Option ist, aber eben für die Bestandsgebäude doch eine sehr große Herausforderungen mit sich bringen. Und das hat einen großen Sturm der Entrüstung nach sich gezogen. Diese Vorfestlegung und hat auch aufgeworfen, glaube ich, dass man dann doch viele Bausteine erst mal zusammenbringen muss, um das hinzubekommen. Also das bedeutet die Frage der Wirtschaftlichkeit, also was kostet es denn eigentlich und lohnt sich dieser Umstieg? Im Kern ist es ein Umstieg auf die Wärmepumpe, denn das ist eigentlich die Technologie, die dann am sichersten diese 65 % Erneuerbare leisten kann. Lohnt sich das? Dann die Frage kann wer kann sich das denn eigentlich leisten und wie müssen wir Leute auch unterstützen? Die Frage wo ist eigentlich welche technologische Lösung vorteilhaft? Also wie schaut es denn aus mit der Wärmeplanung und mit den entsprechenden Infrastrukturen? Und dann eben auch so ein bisschen die Frage der Information Was kann ich denn eigentlich machen und was kommt da auf mich zu? Und was wir gesehen haben, dass wir in all diesen Bereichen eigentlich nicht gut vorbereitet waren und diese Probleme sozusagen Schritt für Schritt dann im öffentlichen Raum diskutiert wurden und sozusagen hier Widerstand gegen das Gesetz, wie es eigentlich geplant war. Und es war ja ein Gesetz, was aus mir durchgestochen wurde, wir haben ja den vollen Entwurf eigentlich nicht vorliegen, gab es dann eben nur Teile, aber der Widerstand dagegen war dann eben sehr, sehr groß und hat dazu geführt, dass man eben viele der Dinge, die man eigentlich geplant hat, wieder abräumen musste.

A. Sator: Das heißt, das war von der Politik, vom Ministerium schlecht vorbereitet. Dieses Gesetz, das den Gegnern und Kritikern einfach gemacht?

A. Löschel [00:07:24] Ja, so wie es dann eben angestoßen wurde und wie es diskutiert wurde. Ja, denn wir hatten zum Beispiel keine Idee, wie die Absicherung und die Abfederung für besonders betroffene Gruppen ausschauen kann. Wir hatten so was wie ein Wärmeplanungsgesetz noch gar nicht vor diskutiert. Das sollte erst danach kommen. Wir haben die Situation, dass Energiepreise ja massiv gefallen waren in der Zwischenzeit. Also das heißt, alles, was vielleicht im letzten Jahr bei den hohen Gaspreis noch als Nobrainer wirtschaftlich eigentlich sinnvoll gewesen war, ist auf einmal etwas gewesen, was sehr, sehr teuer den Leuten erschienen ist. Und diese Situation, die war eben so nicht gut vorhergesehen und hat eben dazu geführt, dass es zu so einer großen Ablehnung dann auch erst mal initial kam und viel nachgebessert werden musste.

A. Sator [00:08:18] Zuerst österreichische Sicht Von außen betrachtet, hat es mich doch gewundert, wie emotional auch die Debatte in den Medien geführt wurde und in der Politik und wo man das Gefühl hatte, dass so ein eigentlich eine langweilige Technologie wie die Wärmepumpe fast so stilisiert wird zum großen Kulturkampf, dass man jetzt den Menschen irgendwie vorschreibt, wie sie zu leben haben. Mir tut das beobachtet. Andreas, hörst du mich?

A. Löschel [00:08:56] Ja. Ich höre dich jetzt direkt an! Mich Noch mal! So? Ja, soll der Kerl sollte von außen mal sagen oder so, aber ich sage dir auch gern was dazu. Also ich glaube, das ist eben genau das Problem, was du gerade beschreibst. Denn die Idee ist ja eine richtige und die ist auch im Kern, glaube ich gut gewesen zu sagen, wir wollen diesen Bereich recht stark elektrifiziert und es gibt ja dort einfach ganz viele Möglichkeiten. Das Problem ist, da man eben das nicht so gut vorbereitet hat, gab es eben all diese Fälle, die man jetzt vorbringen konnte und wo man dann natürlich auch politisch versuchen konnte, Unterschiede aufzuzeigen zwischen den verschiedenen politischen Lagern. Und ich glaube, da ist er wahrscheinlich sogar ein bisschen stärker Langfrist schaden entstanden, weil bei vielen sich auch vor haftet hat, dass das doch alles ne ganz schwierige Sache sei. Obwohl es eigentlich eine gute Sache ist, wenn eben die Rahmenbedingungen stimmen. Und wir haben in Deutschland eben hier ja auch gute Schritte gemacht, also zum Beispiel des Brennstoff Emissionshandels Gesetz, das ja CO2 Bepreisung in diesen Sektor bringt, wo auch eigentlich klar wird über die lange Frist inklusive Emissionshandel. Zwei Auf europäischer Ebene wird es auch teuer mit den Fossilen. Und diese Umstellung macht auch ökonomisch Sinn, aber das hat man zu wenig in die Köpfe gebracht bzw. Hat sich auch aus meiner Sicht politisch etwas zu wenig committed. Zu der Idee fossile Energie wird langfristig teuer. Und dann ist es natürlich so, dass die Leute sich doch sehr stark um etwas betrogen fühlen, mit Kosten konfrontiert sehen und nicht verstehen, dass das sowieso Kosten sind, die auf sie zukommen, wenn man den Klimaschutz auch ökonomisch sinnvoll umsetzen möchte.

A. Sator [00:10:51] Karl Und dann ist die ganze Debatte auch nach Österreich übergeschwappt. Kannst du uns das mal kurz erläutern?

Karl Steininger [00:10:59] Also wir hatten im Herbst des Vorjahres Herbst 22, bereits im Ministerrat den Beschluss seiner Nachbarn. Wärmegesetz ist damit verabschiedet worden, wo es klare Ausstiegspläne eben auch im Bestand gab, nicht mehr im Neubau dazu sowieso. Da ist bisher nur Öl, war geklärt, dass wir nicht mehr einsetzen dürfen, Gas da weiterhin eingesetzt werden, auch in Leiber, aber damals eben auch für den Bestand, für den Kern Zeitplan bis 2035 Öl aus dem Bestand herauszunehmen, je nachdem wann es eingebaut wurde. Je jünger die Anlage, umso später und bis 2040 auch Gas und das hat, dann wird es in Österreich eine Materie, die auch Landesaspekte, die also Landesgesetzgebung betrifft, Landeskompetenzen braucht sie Zweidrittelmehrheit verfassungsgemäß im Parlament. Und da hat man dann versucht, eben in dem Fall die SPÖ zu gewinnen. Da waren dann andere politische Aspekte, die das verhindert haben. Und als dann die Bereitschaft wieder da war, nach dem Obmannwechsel Hubschrauber abwechselnd in der SPÖ, war dann die Diskussion im in Deutschland bereits zur Wärmepumpe und es war auch das Zeitfenster vorbei, wo die Energiepreise die fossilen Energiepreise so hoch waren durch den Ukraine und Energiepreise durch die Krise. Und damit hat es dann keine Mehrheit mehr gegeben, auch innerhalb der Regierung nicht mehr diesen verpflichtenden Umstieg zu machen oder gefürchtet hat genau das, was man in Deutschland erlebt hat, dass dann eine Diskussion aufkommt Wir werden verpflichtet, eine bestimmte Technologie zu wählen und vor allem wir werden verpflichtet, vielleicht hier jetzt Renovierungsarbeiten zu machen. Wärmepumpe heißt meistens wieder Temperatur und da ist es einfach effizienter, immer auch dann in den Wärmedämmung geht und das dann doch von manchen gesehen wurde als unmittelbarer Eingriff, selbst wenn ein sehr langer Zeit Horizont damit nur verbunden wäre im österreichischen Gesetz, also wieder in Deutschland gelten. Sehr schade, wenn das wirklich auch langfristig die Heizkosten gesenkt hätte. Für alle Menschen in Österreich mit einem dazu übergegangen. Und das ist jetzt zumindest in der Regierung einmal beschlossen und auch von den Förderungen her, da reichts mit der einfachen Mehrheit im Parlament auch schon umgesetzt, dass man jetzt diesen Umstieg fördert. Das heißt, es rechnet sich jetzt ökonomisch ganz klar der. Das große Problem dabei ist, dass 46 % der Haushalte dies zu einem Umstieg machen müssten, in Miete leben und dann sind sie davon abhängig, dass der Vermieter das auch macht. Und jetzt kann der Vermieter das machen. Aber möglicherweise sind die Aufwendungen für den Vermieter. So hoch, dass er das gar nicht in einem also das es gar nicht umlegen kann in eine höhere Miete. Es sind qualitativ höheres Gebäude natürlich danach ist und deswegen für den Vermieter möglicherweise damals zu klein ist, trotz dieser Förderung. Ist ein Aspekt. Und das zweite, was schwierig ist. Viele dieser Haushalte oder selbst wenn man im Eigentum lebt, sind es oft Stichwort Wien Mehr Eigentums, mehr Parteien, Häuser, wo sehr viele Eigentümer da sind. Man ich dann auf eine so eine zentrale Lösung gemeinsam einigen müsste.

A. Sator [00:14:29] Und beim Vermieter ist acht gibt es auch noch ein Anreiz Problem, dass wenn man jetzt länger in einer Wohnung ist, also es wenn man nicht eine neue Wohnung vermietet, sondern man hat schon Miete drin, dann zahlt der der die Energiekosten. Und dass ich jetzt investiere, damit der weniger Energie zahlt, kann man ja eigentlich ein bissl egal sein. Wenn ich nur an meine Miete denkt, ich einem.

Karl Steininger [00:14:53] So ist es genauso. Dieses Auseinanderklaffen, dass der, der investiert, der Vermieter eben nicht der ist, der auch dann den Vorteil hat der verringerten Betriebskosten. Das führt dazu, dass man weggeht, diese Verpflichtung gebraucht hätte und dann in diesen Zeiträumen das so gelegt hätte, dass man dann eben mit dem Mietvertrag den den auch anpassen kann, dass man hier einen Zeitpunkt wählt der Verbesserung der Qualität, wo man das auch in einem neuen Mietvertrag sichtbar machen kann.

A. Sator [00:15:27] Karl hast du auch den Eindruck, dass in Österreich hier in der Debatte ein bisschen was gekippt ist? Mit der. Mit dem Ukrainekrieg gab es ja großen große Bewegungen, große Einigkeit dessen, dass man jetzt weg vom russischen Gas möchte in Österreich. Wir importieren noch immer sehr viel Gas und zahlen in die russische Kriegskasse ein. Und irgendwie, in der Diskussion um die Heizungen, hat man dann plötzlich das Gefühl gehabt, so, die Unterdrückung kommt jetzt von der Wärmepumpe und die Freiheit der Energie ist die Gastherme. Wenn ich sitze bissl überspitze äh ähm, hast du das auch beobachtet, dass dein Österreich in der Debatte, dass man sich mehr auf die Kosten konzentriert als auf die vielen Vorteile, die das die Klimapolitik hat?

Karl Steininger [00:16:19] Es war einerseits eine Konzentration auf die Kosten, aber eben auch auf diesen um Rüstungsaufwand dieser beiden Sachen sie in den Mittelpunkt gerückt. Und das war schon überraschend, weil wir ja eine sehr starke Bewegung hatten 2018 19 für alles, für Future Vienna, den insgesamt und auch letztlich den MIT dazu beigetragen hat, dass wir eine grüner Regierungsbeteiligung haben in Österreich. Und das ist noch einmal. Auch klar unterstützt worden durch die Gasknappheit, durch diese Sorge, dass wir hier dann plötzlich in warmen Wohnungen sitzen und damit eine sehr große Bereitschaft, in beiden Richtungen wirtschaftlich nicht abhängig zu sein von fossilen Energieträgern, aber auch damit eben Klimaschutz zugleich auf den Klimaschutz einzuzahlen. Und das ist dann wirklich überraschend schnell zur Seite geschoben worden. Wenn’s dann darum geht, dass man hier mit ganz einfachen Argumenten der Staat sagt, was ich bei mir zu Hause tun soll. Nein, das wollen wir nicht. Ähm, wenn man eben nicht diese Information hat, dass das letztlich auch überwiegend Vorteile sind für einen, für jeden, der einfach dann eine billigere Gesamtheizung hat. Auf Dauer zumindest. Insgesamt gerechnet. Natürlich sind zunächst Investitionskosten auf Dauer gerechnet und gleichzeitig wir als Land und auch als Einzelne damit zum Klimaschutz beizutragen.

A. Sator [00:17:56] Wir machen kurzen Schnitt nur Anmerkung Ihr könnt euch gerne ergänzen oder auch unterbrechen gegenseitig. Also mich müsst nicht mehr warten auf meine Fragen. Ähm, ich glaube eine Parallele, die es auch in beiden Ländern gibt es in Österreich ist die rechtspopulistische FPÖ auf Nummer eins und in Deutschland die rechtsextreme AfD, die massiv im Aufsteigen in den Umfragen und da gibt es auch eine große Angst, wie man umgeht mit dieser Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Und was kann man jetzt dann noch machen? Müssen nicht. Andreas Khol hat gesagt in Österreich wegen der hohen Förderungen, die es gibt für den Tausch von fossilen Heizungen. Rechnet sich der Umstieg jetzt rein ökonomisch betrachtet schon klar. Ist es in Deutschland durch die Reform auch so passiert?

A. Löschel [00:18:56] Ja, ich glaube, wir haben ja verschiedene Gutachten dazu auch gesehen, die ein ähnliches Bild auch zeigen für Deutschland. Das gilt natürlich nicht immer für jeden Einzelfall, aber in der Masse der Fälle wird sich das lohnen. Wenn Gas entsprechend teuer wird oder teuer bleibt und Strom entsprechend günstiger werden kann. Und ich habe gesagt in in dieser nachgewiesen Situation des Jahres 22, da war diese Abwägung relativ einfach. Das hat sich aber dann sehr stark verändert. Gaspreise sind eben stark nach unten gegangen und sind jetzt eigentlich wieder aufnehmen ja sehr günstigen Niveau, was wie gesagt für die Haushalte erst mal gut ist, aber für den Klimaschutz eben schlecht, weil diese Rechnung nicht mehr ganz so einfach aufgeht. Deswegen ist es auch wichtig, dass man eben diese Perspektive hohe fossile Preise auch wirklich glaubhaft macht, damit solche Investitionen eben auch in die richtige Richtung fallen. Und da mache ich mir doch Sorgen. Das hängt auch tatsächlich zusammen mit der politischen Konstellation, wie du sie gerade beschrieben hast, wo man sich eben auch nicht traut, sozusagen Kosten von Klimaschutz sichtbar zu machen. Ich glaube, eine der großen Probleme in Deutschland war, dass man in die Regierung eingestiegen ist mit dem Versprechen wir machen Klimaschutz und es geht uns auch allen besser. Und diese Win win Aussagen, die stimmen, aber die stimmen eben, wenn ich mir das langfristig anschaue. Wenn ich etwas globaler schaue, dann ist das alles richtig. Aber es ist natürlich nicht so, dass erst mal nicht eine Anfangsbelastung da ist, die eben langfristig auch Vorteile mit sich führt, dass natürlich auch Unternehmen sich erst mal bewegen müssen und investieren müssen, um sich fit zu machen für die Zukunft. Und wenn man sozusagen eintritt in so einen Kontext, wo es so scheint, als wäre das alles ohne Belastungen machbar, ja dann hat man eigentlich ganz falsche Erwartungen geschürt. Und dann ist natürlich auch der Widerstand umso stärker. Deswegen wäre es aus meiner Sicht eben wichtiger gewesen, das auch zu klar zu kommunizieren. Die Leute sind ja erst mal für den Klimaschutz, aber muss ihnen auch erklären, dass es eben dafür auch Anstrengungen bedarf, die auch zu schultern sind. Und ich glaube, viele wären auch bereit, das zu machen. Gerade der Gebäudesektor ist ja der Beziehung ein interessanter Sektor, weil viele der Hausbesitzer, denen geht es ja gut. Ja, das ist jetzt eben ein anderer Fall, als wir es bisher manchmal gesehen haben. Die können auch einiges dieser Belastungen tatsächlich tragen und wären vielleicht auch dazu bereit gewesen. Aber wie gesagt, man ist eben so ein bisschen anders rangegangen und das fällt uns so etwas auf die Füße. Das ist in Deutschland auch ein großes Problem, augenblicklich, eben durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts um die Transformationsfonds, wo ja sozusagen diese Belastungen, diese initial Belastungen eigentlich über diese Sondervermögen weggenommen werden sollten, in größerem Maße übrigens auch für den Wärmebereich. Das sind auch 18 Milliarden vorgesehen gewesen, um eben das etwas abzufedern. Und das steht aber jetzt alles auf der Kippe. Und deswegen, glaube ich, ist auch jetzt ein wichtiger Punkt, noch mal zu sagen Also wenn ihr Klimaschutz wollt, ja, dann lohnt sich das langfristig. Das lohnt sich auch gesellschaftlich und global. Aber wir müssen da erst mal auch erst mal initial etwas investieren.

Karl Steininger [00:22:43] Um in diese Veränderung hineinzugehen und darzustellen, dass eine Veränderung was Positives ist, dass wir es zum Besseren wenden können. Und das ist auch ein Aspekt, der grad bei. Zunehmenden Machtgier oder Anteil an Wählerstimmen, den nur rechte Parteien haben, die er genau sagen will, verändert gar nichts. Es bleibt alles so, wir greifen hier nicht eine, statt es zu tun wie bisher. Und um dem zu begegnen, kann ich ja Veränderungen nur schaffen, wenn ich wirklich ein gemeinsames Spiel hab. Ja, dann ist es besser, wir wollen dorthin und dann tun wir auch diese Veränderung und diese Information, so wie in Deutschland es ist. Mir kommt manchmal auch vor, das passiert deswegen nicht, wenn sich auch Koalitionsparteien dann erst mit den danach einigen, auf was er sich in Österreich zum Beispiel den CO2 Preis und dann zum Kommunizieren gar nicht mehr genug Zeit bleibt, bis er schon draußen ist und dann gleich auch zerteilt wird, diskutiert wird. Und demgegenüber stehen Bewegungen wie einen anderen Klimarat dafür, Bürgerinnen, die wirklich gemeinsam so etwas ausarbeiten, diese Vision haben und dann auch Multiplikatoren werden, in diese Richtung zu gehen.

A. Sator [00:23:56] Hmm. Kommen wir zu einem etwas erfreulicheren Sektor, den Erneuerbaren. Ähm, da gibt es ja Sie haben die Zahlen angeschaut. Deutschland ist der pro Kopf bei Sonne und Wind doppelt so stark derzeit wie Österreich beim Bestand. Ähm, was bei der Windenergie nachvollziehbarer ist bei der Sonne müsste wahrscheinlich nicht so sein, aber da gab es viel Dynamik hier in Österreich in diesem Jahr.

Karl Steininger [00:24:27] Genau das war das erste Jahr, wo wir wirklich ganz stark in die Photovoltaik gegangen sind. Insbesondere so stark, dass die Netze zum Teil nicht mehr mitkommen, also in zentralen Lagen stecken etc. Da kriegt man auch der Anschluss Bewilligung. Aber es gibt einige ländliche Gebiete, wo die Netze noch nicht so aufgebaut sind und daher sollten Eigenverbrauch natürlich jetzt schon anschließen. Kann er noch nicht liefern kann. Und hier haben sich einfach einerseits die Förderungen stark gemacht und andererseits jetzt auch die Änderung in der Politik, dass keine Förderungen mehr per elektronisch hier getätigt, also lang angesucht werden müssen und dann ist ein Roulette super in den ersten drei Minuten dabei ist oder nicht, sondern dass generell jetzt die Mehrwertsteuer von 20 % gestrichen wird mit ein bisschen Treibhauseffekt wahrscheinlich geben, aber ein Großteil davon wird schon als Förderung dann de facto rüberkommen. Das heißt, wir haben zum Ersten Mal hier nachgeholt. Beim Wind sind einzelne Bundesländer noch sehr zurückhaltend. Also da es noch Bewegung vor allem in Westösterreich stärker damit eben auch, sondern sind komplementär zueinander von der Bereitstellungszeit sowohl saisonal als auch tageszeitlich sich wirklich entfalten können.

A. Sator [00:25:56] Und sind wir bei den Erneuerbaren jetzt in einem Tempo, das ausreicht, also bei der Sonne bevor ist die Prognose 2000 Megawatt für heuer ist Rekordjahr, verdoppelte ASP. Im Gegensatz zum zum Vorjahr sind wir da bei den Erneuerbaren quasi on target.

Karl Steininger [00:26:18] Also wir haben das Erneuerbaren Ausbau Gesetz in Österreich, wo vor allem Photovoltaik und Wind ausgebaut werden sollen und insgesamt die Erneuerbaren damit um 50 % mehr werden sollen. Zum einen ist dieses Ziel letztlich zu gering bis 2030, weil wir zeitgleich die Umstellung, also dass dieses Ziel schon hilft oder es abdecken. Die derzeitige Lücke, was wir derzeit ein Strom noch fossil herstellen, kann damit abgedeckt werden. Allerdings wird bis 2030 der Stromverbrauch insgesamt deutlich steigen, weil wir eine Verschiebung haben in allen Bereichen weg von fossiler Energie hin zu Strom oder sondern er also sowohl in der Industrie, beispielsweise Erneuerbarer, also Wasserstoff aus erneuerbaren Strom, in der Stahlerzeugung oder bei der Mobilität hin zur Elektromobilität open oder eben, wie wir es vorher schon angesprochen haben, der Raum Wärme zu erwärmen Wärmepumpe. Und das wird dazu führen, dass auch dieses Ausbauziel zu gering ist für 2030 Und die derzeitige PV Trends. Ja, die würden ausreichen diese Ziele zu erreichen, nicht jedoch Wind. Dort passiert noch deutlich zu wenig. Da braucht es noch wirklich die Bewilligungen, auch für die Flächen in Wien in den Bundesländern, so dass insgesamt auch diese ohnehin nicht ausreichenden erneuerbaren Ziele im Ausbau bis 2030 damit noch nicht erreicht werden.

A. Sator [00:27:48] Andreas Wie ist es in Deutschland?

A. Löschel [00:27:51] Ja, ich glaube sehr ähnlich. Also ich glaube, eine der wichtigen. Marken beim Ausbau der Erneuerbaren wahr, dass man sich auch hier im Vorjahr ja ehrlich gemacht hat, was eigentlich die Erfordernisse sind langfristig für den Strombedarf, also hier auch die Stromnachfrage Erwartungen für 2030 massiv nach oben geschraubt hat, um eben der Elektrifizierung, die kommen wird, die Carlo beschrieben hat, auch hier in Deutschland nachzukommen und dann daraus abgeleitet mit einer Zielsetzung 80 % soll aus Erneuerbaren kommen, dieses höheren Stromverbrauchs eben dann Ziele gesetzt hat für Wind an Land, auf See und Photovoltaik, die eben massiv sind. Wir haben heute ungefähr 100, ja 140 150 Gigawatt Erneuerbare und wollen das eben auf 360 Gigawatt in 2030 fast verdreifacht, was vervierfachen in einigen Bereichen und dann eben weitermachen. Das heißt, hat man hier sich wirklich sehr ambitionierte, aber auch passende Ziele eigentlich gesetzt. Das hat schon gestimmt und wir sehen auch in Deutschland bei PV ist die Entwicklung sehr gut. Also wenn wir jetzt mal diese Ziele sozusagen runterbrechen für 2030 auf 700 Ziele, dann dann sind wir eigentlich bei der PV da schon recht nah dran. Das ist sehr dynamisch. Natürlich immer etwas mit Vorbehalt. Es gab auch einige neue Initiativen, zum Beispiel 23, die sich dann stärker in die Freiflächen PV zum Beispiel begeben haben, weil das wird ein großes Thema natürlich auch werden, auch dann im Frage von Interessenskon oder von Nutzungskonflikten, dann auch für die Freifläche, weil wir eben auch bei der PV den Flächenbedarf haben, genauso beim wie beim Wind. Aber das funktioniert eigentlich ganz gut. Beim Wind bin ich auch nicht so kritisch. Ich glaube, weil da sehen wir eben vielleicht Entwicklungen, die nicht ganz so linear ist, weil wie kalt es ja auch beschrieben hat, andere Dinge erst mal sehr wichtig sind, also zum Beispiel eben Flächenkulissen schaffen. Und das hat man in Deutschland mit dem Wind an Land gesetzt, zum Beispiel versucht eben an zu schnell zu stoßen. Es gibt in Japan eigenes Flächenbedarfs Gesetz was 23 verabschiedet wurde. Also die Idee wir brauchen erstmal die Fläche. Wirtschaftlich ist es mittlerweile attraktiv, wir brauchen aber die Fläche und wir brauchen schnelle und rechtssichere Genehmigungsverfahren. Und an den Stellschrauben hat man gedreht. Das ist ja ein großes Problem gewesen. Also Abwägungsfragen, zum Beispiel Naturschutz versus Klimaschutzfragen, eben dann auch von Akzeptanz vor Ort. Wie kann man Leute mehr mit einbinden? Also das waren so die Schwerpunkte augenblicklich, und das braucht eben Zeit. Also die Anpassung dieser Flächen Pläne, die dauert ja und erst wenn das sozusagen steht, dann werden wir auch eine größere Beschleunigung sehen im Windausbau, Das heißt, das sind wir jetzt tatsächlich noch hintendran, aber ich glaube, da können wir auch in der Zukunft tatsächlich aufholen. Nur wenn die Rahmenbedingungen tatsächlich richtig gesetzt sind, auch wenn das eben vielleicht noch dieses und und wahrscheinlich auch nächstes Jahr noch dauern wird.

A. Sator [00:31:19] Und wenn man vorher über die, ähm, Langfristschäden der Heizungsdebatte in Deutschland, aber auch in Österreich gesprochen haben, muss man da auch positiv ins Feld führen. Die Photovoltaik ist total Mainstream geworden, also gibt es keine Debatte mehr darüber. Die hat immer gerne am Dach und ist auch stolz darauf. Auch bei den eAutos gibt es immer mehr. Ähm, eine Entwicklung in dieser Richtung und auch der Wärmepumpen Ausbau Österreich geht ja recht stark voran. Also gibt es Licht und Schatten auch mit einer Erneuerbaren. Andreas Noch ein Thema Kohle ist ja erst recht kein Thema mehr global aber schon die größten von mehr Emissionen kommen von Kohle auf der Welt wie von Öl oder Gas. In Deutschland gibt es noch relativ viel Kohle im Stromnetz. Wie geht es da voran?

A. Löschel [00:32:17] Ja, ist ein wichtiges Thema, glaube ich. Für Deutschland. Auch deswegen, weil man sich ja das über jetzt viele Jahre als Politikziel vorgenommen hat. Kohleausstieg mit einer Kohleausstieg Kommission, mit umfassenden Gesetzgebungen, auch mit vielen Gesetzen, die in die Regionen gingen, um diese Transformation in den Kohlerevieren auch in Deutschland anzustoßen. Er Da ist natürlich jetzt erst mal etwas in den im letzten Jahr passiert, was mit der Krisensituation zusammengehangen hat, weil wir sind sozusagen mitten im Kohleausstieg. Erwischt worden. Von dieser Knappheitsituation und die Reaktion darauf war erst mal Kohlekraftwerke, die eigentlich in der Reserve waren, die sozusagen im Kontext des Kohle Ausstiegs nicht mehr genutzt wurden, wieder zurückzubringen in den Markt, um hier auch durch den Winter zu kommen. Wir wussten ja nicht, was der Winter bringen wird und welche Knappheiten dann auch tatsächlich auf den Strommärkten bestehen könnten. Gegeben eben der Ausgangssituation der der hohen Gas und der großen Unsicherheiten. Die gute Nachricht ist Wir haben eigentlich diese Kohle praktisch nur sehr wenig genutzt und im Allgemeinen ist auch der Anteil der Kohle in diesem Jahr 23 stark zurückgegangen. Wir haben Kohleverstromung auf dem Niveau, so niedrig hatten wir es eigentlich noch nie in den letzten Jahren. Das bedeutet, Kohle ist wirklich aus dem Markt gedrängt worden und das ist, glaube ich, eine sehr positive Entwicklung, die wir da gesehen haben. Erneuerbaren nehmen eine größere Rolle ein. Die Herausforderung jetzt wird natürlich sein, zu sehen, wie man ganz aus der Kohle rauskommt. Also ich habe gesagt, die Beschlusslage heute ist 2038, wenn möglich 35. Die Koalitionäre haben gesagt, möglichst 2030 und eine Evaluierung des Kohleausstieg SDG, die regelmäßig stattfinden soll, die hat eben im letzten Jahr nicht stattgefunden, auch weil eben die Lage zu schwierig war. Und jetzt wird es darum gehen zu sehen Ja, wie realistisch ist eigentlich 2030? Kann man das schaffen oder was bleibt noch zu tun? Und diese Überlegung steht an Ich selbst bin ja auch daran beteiligt, sozusagen, weil eben Kohleverstromung, Rausch, Beendigungsgesetz eben auch hier diese Evolution vorgesehen ist unter Berücksichtigung der Monitoringkommission, der ich ja vorsitze. Also deswegen, wenn man da auch ein Gutachten schreiben müssen über die Rolle der Kohle bis 2030, aber das ist eine offene Frage. Und da geht es dann insbesondere eben darum, was passiert denn ohne die Kohle? Also was sind eigentlich die Technologien, die uns dann helfen, insbesondere bei Problemen im Kontext der Dunkelflaute, der Versorgungssicherheit?

A. Sator [00:35:19] Ähm, Karl, in Österreich wird viel übers Klimaschutzgesetz gesprochen. Die Koalition ist jetzt schon vier Jahre gemeinsam an der Regierung und gibt noch immer keines. In Deutschland gibt es eines, zwei in Tirol haben erst wieder eine Klage gewonnen gegen die deutsche Regierung. Ob es viel nützt, wird man sehen, soll auch wieder aufgeweicht werden. In Deutschland kann man auch noch darüber reden. Ähm, inwiefern fehlt uns so ein Klimaschutzgesetz? Oder hat die ÖVP recht, wenn sie sagt, es ist jetzt nicht so wichtig?

Karl Steininger [00:35:58] Es sind zwei Dimensionen, die das Klimaschutzgesetz wichtig machen, über die vielen in der Tat Einzelgesetze hinaus von Thematiken über den CO2 Preis, über das daran Wärmepaket etc. aus per Gesetz, die wir ja haben, und zwar die zwei Dimensionen sind einerseits die Sicherheit für die Sektoren, für die Unternehmen, dass es hier wirklich einen klaren Plan gibt. Bis wann will Österreich in welchen Sektoren wie viel Treibhausgasemissionen einsparen? Dass man sich hier drauf verlassen kann und auch die Investitionen im eigenen Betrieb dementsprechend dann setzen kann, auch rechtfertigen kann in eine Aktiengesellschaft zum Beispiel. Zweitens Aktienbesitz am Inhabern, das ist die eine Dimension. Und die zweite ist die Aufteilung in einem föderalen Staat wie Österreich in der Verantwortlichkeit. Ist es wirklich primär der Bund oder inwiefern sind die Länder hier mit beteiligt und haben auch eine Verantwortung dann wahrzunehmen, wenn wir die Ziele nicht erreichen, die ja innerhalb der EU durchaus auch mit Sanktionen und Zielverfehlung belegt ist. Das sind die zwei Dimensionen, wo wir wirklich das Klimaschutzgesetz brauchen. Und es war wahrscheinlich ein strategischer Fehler, das nicht wirklich am Anfang gleich zu beschließen. Ähm, ja, da gab es schon unterschiedliche Stimmen. Manche gesagt, dass erst mal die Gesetze, die sofort eine Handlungsänderung bringen, aber mittlerweile eben ja, scheint der Widerstand eines Koalitionspartners schon zu groß zu sein, da es ein wirklich sehr effektives Klimaschutzgesetz zunehmend unwahrscheinlich werden.

A. Sator [00:37:42] Andreas Ich habe immer neidisch nach Deutschland geblickt, auf das Klimaschutzgesetz, auf die Sektorziele, die jetzt aber, wo zum Beispiel der Verkehrssektor massiv dagegen verstößt. Und dann ändert man halt das Gesetz und reicht es wieder. Arsch war der Nähe umsonst.

A. Löschel [00:38:02] Ja, augenblicklich ist ja die Lage noch so, dass wir die Sektorziele haben, auch wenn das kurz bevorsteht, abgeräumt zu werden. Also tatsächlich, Das Klimaschutzgesetz in Deutschland hatte eben sektorale Vorgaben, die auch einen Automatismus nach sich gezogen haben, also in Form von Sofortprogrammen, die eben dazu führen sollten, dass man wieder auf den Pfad zurückkommt. Die Situation ist so, wie du beschrieben hast, ja. Aber von dieser Systematik wird wohl abgewichen werden und man wird sich das etwas ganzheitlicher anschauen, etwas nach vorne gerichtet anschauen. Ich, ähm. Ja, es ist sehr stark kritisiert worden. Wir haben gerade gehört, die Verbindlichkeit der Sektorziel ist eine sehr starke. Also das ist sicher wichtig und ich glaube, man, man muss auch weiter diese sektorale Perspektive aufrechterhalten, um eben zu sehen, was sind eigentlich die Planungen, die Rahmen dies für diese Sektoren geben soll? Auf der anderen Seite sehen wir eben, dass die Sektoren unterschiedliche Geschwindigkeiten haben, dass auch Entwicklungen manchmal nicht so linear sind, wie wir das gerne haben möchten. Und deswegen macht es schon auch Sinn, etwas wie gesagt ganzheitlicher zu schauen und nach vorne zu schauen. Und ich glaube, man muss eben hier einen guten Mittelweg finden. Wir haben eben auch gesehen, dass dieses alte Vorgehen mit den Sofortprogrammen natürlich politisch auch total anfällig ist. Es wurden ja sofort Programme aufgesetzt. Also es war ja nicht so, dass man das nicht gemacht hat. Also gut, es gab, jetzt hat man gesagt, wir ändern sowieso, wir machen jetzt auch nichts mehr. Aber früher gab es die Sofortprogramme, die haben aber dann eben auch nicht den die entsprechenden Wirkungen gezeitigt. Das heißt ja, wenn Politik hier eben, ich sage mal, nicht so für den Klimaschutz brennt, dann wird es auch schwieriger, das in so einen Automatismus zu fassen, glaube ich. Aber es ist wichtig, eben hier ein Instrument zu haben, um den Finger in die Wunde zu legen und da auch drauf zu schauen, dass eben in manchen Bereichen ist sehr langsam geht aber auch da gilt Beispiel Verkehr kann ich mir vorstellen, dass es auch hier nicht den. Ja geht es also eben nicht einfach nur Schritt für Schritt, sondern dass auch dann mal ganz viel passieren kann. Das Problem ist aber immer dann die Abwägung Ich kann es nicht einfach nur nach vorne schieben und hoffen, dass das irgendwann mal passiert, sondern ich muss halt die Infrastruktur schaffen, ich muss die Ladesäulen schaffen, ich muss die Alternativen im ÖPNV schaffen, ich muss die Kosten runterbringen bei den Batterien ja, sonst wird dieser schnelle Umstieg dann irgendwann auch tatsächlich nicht gelingen, wird einfach nur nach vorne geschoben. Das ist so ein bisschen die Schwierigkeit, an der wir alle, glaube ich, stehen, wenn wir diese Entwicklungen beobachten, dass wir immer so etwas abschätzen müssen. Wo ist eigentlich sozusagen der Schmerzpunkt, den man hier schaffen muss? Und was sind Dinge, die wir jetzt machen müssen, die wir vielleicht noch gar nicht sehen, aber die eben ganz zentral sein werden, um dann die auch schnelle Minderung in der Zukunft hinzubekommen.

A. Sator [00:41:06] Und was wäre jetzt die Konsequenz? Wenn man da wiederholt dieses Klimaschutzgesetz nicht anhebt? Könnte man da die Politik, die Ministerien zur Rechenschaft ziehen? Allgemein hat man ja, wenn ich noch kurz ergänzen darf allgemein hat man ja manchmal das Gefühl, in Deutschland gibt es mehr Impulse von den Gerichten als von Parlament, was das Klima betrifft. Jetzt mit dem Sondervermögen, das aufgehoben wurde, oder auch schon vor einigen Jahren das Gerichtsurteil vom Bundesverfassungsgericht, wo beschieden wurde, dass wegen der mangelnden Klima Klimaschutz die Freiheit der nächsten Generationen eingeschränkt wird und die Politik da rechtlich zu Klimaschutz verpflichtet ist. So ein Grundrecht haben in Österreich leider nicht. Aber zurück zur Frage Was wäre die Konsequenz, wenn man das einfach nicht einhält? Wenn ich ein Gesetz nicht einhalte, dann muss ich Strafe zahlen oder muss auf die Anklagebank.

A. Löschel [00:42:00] Ja, also wie gesagt, das wird jetzt auch einklagbar oder ist auch einklagbar. Und es heißt, hier spielen eben Gerichte eine große. Eine Rolle. Wir haben es in beide Richtungen gesehen. Also einmal das Urteil zur ersten Variante des Klimaschutzgesetzes, wo eben gesagt wurde Ihr müsst auch für die Zukunft euch entsprechende Zielsetzungen geben, die auch entsprechend ambitioniert sind. Und da hat die Politik zum Nacharbeiten noch mal aufgefordert wurde. Auf der anderen Seite aber auch jetzt die Gesetzgebung zum Klima Transformationsfonds, was wahrscheinlich den Klimaschutz auch noch mal viel schwieriger macht, weil eben viele dieser Abwägungsentscheidung für die heutige Generation nicht mehr über Sondertöpfe in die Zukunft geschoben werden können. Also dieses Problem bleibt dann schon immer noch bei der Politik liegen. Und ich glaube, es ist sehr gut in Deutschland auch, dass die Gerichte da stärker drauf schauen, dass die das auch einfordern von der Politik. Aber man man wird es eben in letzter Instanz auch nicht juristisch durchbekommen, weil eben immer auch Gestaltungsspielräume noch da sind, weil Argumentationen auch noch offen sind und weil man auch immer hier dann den demokratischen Prozess ja auch Rechnung tragen muss, sozusagen. Und nichtsdestotrotz, ich glaube, es ist gut, dass wir da mehr Überprüfbarkeit auch haben des politischen Alltags Handelns.

A. Sator [00:43:31] Karl Ich habe dich im Vorfeld gefragt, was denn gut gelaufen ist oder was die Hoffnung macht in Österreich im Jahr 23 und da ein paar Punkte geschildert. Mach uns auch ein bisschen Hoffnung, dass die C2STA angesprochen, die Industriesektor und auch hohe Förderbudgets.

Karl Steininger [00:43:52] Ja, also zum einen haben wir wirklich jetzt Budgets in Richtung Klimaschutz in einer Höhe, wie wir sie vor 123 Jahren nur erträumen konnten, also dass es einmal auch für die Industrie relevant. Im letzten Herbst wurden 5,7 Milliarden in der Klima und Transformationsoffensive hier gewidmet, 3 Milliarden davon für die Industrie. Heuer gab es die erste Ausschreibung Transformation der Industrie 175 Millionen € für Projekte, die jeweils bis zu 30 Millionen im Einzelnen umfassen können, also durchaus für internationale Unternehmen der Zeit, da sie zum Teil Österreich sind, zum Teil einfach hier wesentliche Firmenstandorte haben. Zum anderen hat auch der Klimafonds 581 Millionen € im Budget wie noch nie früher in einer Höhe heuer zur Verfügung gehabt. Für Mobilität, für Energie, Innovation in Unternehmen, aber auch für Aspekte wie Städte, Klima fit und resilient zu machen. Also um ein Beispiel heraus zu nehmen China Pionier Städte. Sechs Städte in Österreich an sich sind hier ausgewählt worden und haben zwischen vier und sechs Personen jetzt angestellt, die in diesem Bereich arbeiten und damit eine ganz andere Kompetenz in die Städte bringen und auch zusammenarbeiten quer über diese Städte und wirklich auf dem Boden neue Initiativen jetzt voranbringen können, neue Informationen sammeln, aber auch neue Programme ausarbeiten, die einfach den Stadträten Gemeinderäten hier zur Verfügung stehen, um Initiativen wirklich umzusetzen. Das ist der große Förderbereich. Und dann natürlich Ich war auch schon gespannt, wie es mit dem CO2 pays, dem Nationalen, weitergeht. Dass in dem Bereich, der nicht den europäischen Emissionshandel unterliegt, den wir ja im Oktober 2021 beschlossen haben, 2022 ist er dann, na ja, 2022 dieser wirksam, gewann zunächst mit 30 €. Der ist dann 2023 durch die hohe Inflation nicht auf 35 Jahre angehoben worden, sondern nur 32 1/2 Euro. Und für 2024 war vorgesehen 45 €. Und das ist jetzt auch ohne öffentliche Diskussion durchgegangen. Also wir werden ab 1. Jänner hier die 45 € haben und das ist wichtig. Gerade im Bereich Raumwärme und Verkehr ist noch immer bissel zu wenig Wirksames, dass man wirklich deswegen umsteigt. Aber im Bereich Fernwärme löst das durchaus einen Preisunterschied schon aus. Und wir haben ja in der Europäischen Union die Situation, dass es beschlossen ist und wahrscheinlich auch so kommen wird, dass diese Bereiche haben werden, den Verkehr in ein eigenes Emissionshandelssystem kommen, dazu die EU im Moment versprochen zu Beginn diesen 26 27, das noch auf 45 € pro Tonne beschränken zu wollen. Meine Erwartung ist aber, dass das nicht sehr lang gelingen wird, weil einfach das sehr viel Budget brauchen würde. Entweder oder Man würde die Klimaziele nicht einhalten, um die Klimaziele doch ein zu. Müsste man Zertifikate nehmen aus den ETS, die man dort das Danach Stabilitätsreserve herausnimmt. Aber da ist es einfach nur halb so groß wie dieser neue ETS zwei und deswegen hat man dort nicht so viel Zertifikate. Also wir gehen schon davon aus, dass die Preise hier eben grad für die Raumwärme mittelfristig doch ansteigen werden. Und da ist es gut, dass wir uns schon national darauf vorbereiten und diese Preise auch früher schon weitergeben, damit eben genau diese Umstellung passiert und nicht Haushalte dann geschockt sind und plötzlich Gefangene sehen und vor sehr hohen Heizkosten stehen.

A. Sator [00:47:47] Andreas bevor wir noch zum. Wir haben jetzt geredet über Strom gebäude, auch über Industrie ein bisschen. Bevor man dann noch zur zum Verkehrssektor kommen muss ja auch in beiden Ländern ähnliche Probleme gibt. Gab es bei dir noch Dinge, die die Armut oder Hoffnung gemacht haben 2023?

A. Löschel [00:48:08] Ja, also wir haben ja mit den Erneuerbaren ausbauen wir schon gesprochen. Ich glaube ein anderer Bereich, der so ein bisschen im Hintergrund noch ist, der aber auch sehr wichtig ist, wir haben gerade schon etwas drüber gesprochen. Es sind die Netze. Wenn man große Bedarf an Ausbau von Übertragungsverteilnetzen, um tatsächlich diesen hohen Anteil von Erneuerbaren schultern zu können. In Deutschland ist das ein besonderes Problem, weil hier Angebot und Nachfrage nicht nur zeitlich auseinanderfallen, sondern eben auch räumlich. Die großen Ausbauten von Windkraft an Land und auf See findet in Deutschland vor allem im Norden statt. Die Nachfrage sitzt aber im Süden. Das bedeutet auch Die Übertragungsnetze sind bei uns von ganz besonderer Bedeutung. Und wir haben eben dort eine Situation, wo über Jahre eigentlich Probleme hatten mit dem Netzausbau. Und das ist eine der Dinge, die, glaube ich, erst noch mal sich sehr gut bewegt haben, auch wenn dabei wieder gilt die Geschwindigkeit passt immer noch nicht. Das ist aber wirklich an das Problem. Wir sehen, wie wir immer schneller werden in unseren Klimazielen beim Ausbau der Erneuerbaren. Und diese Prozesse kommen da nicht mehr mit, sozusagen. Wir haben jetzt dieses Mal sozusagen das erste Mal den Entwicklungsplan, der versucht, die Situation 20 45 Klimaneutralität vorzudenken in den Netzen. Das war bisher eigentlich nie der Fall. Und wirklich dann groß auch neue Projekte mit plant, um dann diesen großen Kapazitäten, die hier neu entstehen soll, auch Rechnung zu tragen. Das ist also etwas, was aus meiner Sicht erst mal sehr gut angestoßen wurde, auch wenn es noch einige Zeit dauern wird. Aber wir haben auch gesehen, dass wir gerade auch in den Kontext, wenn es um Verfahrensbeschleunigung geht, um Rechtssicherheit auch viele Fortschritte gemacht haben. Also ich sag mal EU Notfallverordnung zum Beispiel hat uns da dann auch etwas geholfen, auch in der Argumentation natürlich zu sagen, bei den Erneuerbaren, bei den Netzen, das sind Dinge, die brauchen wir zwingend für den Klimaschutz. Da müssen wir mehr Tempo reinbekommen und das ist auch tatsächlich breiter akzeptiert. Wir sehen das hier auch, die ja die Bevölkerung doch eine andere Perspektive etwas einnimmt und sich auch anders aufstellt, als wir das nun in der Vergangenheit oft beobachten konnten, wo man das ja eigentlich alles generell abgelehnt hat, wird jetzt doch klar. Ohne eine Leitung ist eben im Süden ganz schwierig und man bedroht auch hier den Wohlstand der Regionen, die sich dann in der Vergangenheit oft eben stark gemacht hatten gegen den Ausbau der Leitungen, gegen den Ausbau der Erneuerbaren. Jetzt wird deutlich, Das hat schon alles Hand und Fuß. Wir sind dann eigentlich oft auch etwas zu langsam gewesen.

Karl Steininger [00:50:58] Auch spannend eben auch in Österreich. Ja. Eine weitere positive Erfolgsgeschichte der integrierten nationalen Netzinfrastruktur planen die Welt auch vorliegen haben. Eben einerseits so wie in Deutschland auch Stromnetze, aber natürlich auch andere Infrastrukturen, also insbesondere hier auch für Wasserstoff, aber auch dann letztlich CO2 Leitungen, wenn es eben Carbon Capture gibt. Und wo wird das dann in das Kohlenstoff im Kreislauf geführt zwischen unterschiedlichen Unternehmen? Also hier eine klare Planung zu haben, das war auch ein spannender Prozess, der sehr fachlich versiert in Österreich geführt wurde.

A. Sator [00:51:39] Reden wir noch über einen weniger erfreulichen Sektor, der auch sehr wichtig ist bei der Reduktion Emissionen, den Verkehrssektor. Da gibt es technologisch in beiden Ländern mit den Ecuadors eine Technologie, die marktreif geworden ist und sich vermutlich von alleine durchsetzen wird. Andreas Wie ist die Situation in Deutschland? Was ich beobachte einerseits mal als Passagier Österreicher. Besseren Bahnverkehr. Wir haben es den Polen mit auf der Autobahn im Gegensatz zu Deutschland. Und ich habe in Deutschland nur mitbekommen, dass sich der Verkehrsminister ziemlich weigert, da äh, auch Klimapolitik zu machen und sich auf EU Ebene ähnlich wie die ÖVP in Österreich, äh, für Eva jeweils stark gemacht hat. Gab es positive Impulse im Verkehrssektor. Bzw. Wie ist die Situation in Deutschland?

A. Löschel [00:52:41] Ja, die Situation ist schon schwierig. Also ich sage mal, wir haben ja etliche Diskussionen gehabt. Also ich sag mal Tempolimit auf Autobahnen, Verbrenner aus. Also alles Dinge, die eher etwas gegen den Klimaschutz auch gewendet waren. Man hat sich einiges vorgenommen, insbesondere dann, was die Bahn angeht, um auch Alternativen zu schaffen. Denn das ist ja ein ganz wichtiger Teil, den ÖPNV auszubauen und Möglichkeiten auch zum Umstieg zu schaffen. Aber da ist man tatsächlich noch nicht wirklich weit gekommen. Bzw. Das ist natürlich ein ähm, ja ein Versäumnis, was sich über mehrere Jahrzehnte aufgebaut hat und was man tatsächlich auch nicht so schnell wegbekommt. Wir haben eben gesehen, dass in die Infrastruktur in der Vergangenheit doch zu wenig investiert wurde. Das betrifft eben auch die Bahn, das betrifft auch viele andere Infrastrukturen und dass man das eben nicht so schnell wieder auch wegbekommt. Und ich glaube, die, äh, die Deutschen, wenn das alle beobachtet haben im letzten Jahr, hat doch die die Qualität auch bei der Bahn doch stark abgenommen. Noch dazu natürlich mit den letzten Probleme, die wir hatten, mit Wintereinbrüchen, Streiks usw. Die Leute sind jetzt auch nicht besonders begeistert noch dazu. Und ich sage mal, wenn man jetzt ein positives Bild mal aufgreifen möchte, werden mir das 49 € Ticket, was ja eigentlich gut ist, um Anstoß zu geben, auch für den Umstieg. Aber das kommt jetzt eben in die Situation herein, wo man sozusagen auf der Angebotsseite noch gar nicht die Bedingungen geschaffen hat, diese Menschen wirklich gut aufzunehmen und sinnvoll auch dann von A nach B zu bringen. Und das bedeutet, da jetzt sagen wir mal, die Nachfrage anzuheizen, verschärft natürlich den Druck noch so ein bisschen auf die ganze Situation. Also das ist wirklich ein schwieriger Bereich, der, der eben auch politisch sehr sensibel ist und der so ein bisschen das Charakteristikum des Gebäudes Sektors teilt. Also wir haben ja bisher Klimapolitik in Deutschland insbesondere gemacht über erneuerbaren Ausbau, das war eigentlich das Synonym und das hat auch ganz gut funktioniert, weil der Strom kommt aus der Steckdose, na und? Jeder Ma ist da erst mal, findet es toll und sieht eigentlich gar nicht so die Belastungen. Und jetzt gehen die Sachen eben an die Menschen ran. Und wenn man das sich anschaut, jetzt die Diskussion, die wir bald haben werden sicher wieder, wenn es darum geht, den CO2 Preis zu erhöhen, was ja eine ganz zwingende Voraussetzung ist, um hier auch Anstöße zu geben und was auch wieder am besten erst stattfinden wird, nachdem wir das ja erstmal ausgesetzt hatten. Und dann sieht man hier tun sich einfach wirklich solche ganz harten Diskussionen auf, wo es dann um drei 0,04 € an der Zapfsäule geht, wo einfach dann Politik gemacht wird in Extremen, die eben der Sache überhaupt nicht mehr helfen und wo auch dann vieles, was man so als Marktwirtschaftler ja eigentlich möchte, also Steuern mit Preisen auch komplett diskreditiert wird eigentlich von den politischen Parteien über das gesamte Spektrum. Und das macht mir auch da im Verkehrsbereich besonders Sorge.

A. Sator [00:56:01] Und dass Österreich ein Vorbild mit dem Klimabonus, wo die Menschen die Belastung durch die CO2 Steuer deutlich mehr ist. Man kriegt mehr zurück als man zahlt. Wird auch in Deutschland diskutiert.

A. Löschel [00:56:16] Ein großes Vorbild. Und das ist wirklich eine der ganz zentralen Probleme, dass wir das nicht angegangen haben. Wir haben das 2019 auf die Tagesordnung gesetzt, als wir gesagt sind, wir wollen CO2 Bepreisung stärker machen. Aber die kann nur gedacht werden, wenn das Geld nicht zur Beschaffung von Kapital oder von Geld für den Staat genutzt wird, sondern entweder in Klimaschutz oder Ehe genutzt wird oder eben zurückgegeben wird. Und das hat man vernachlässigt. Also in dem Klima Transformations vor, über dem wir da gesprochen haben. Der ist mehrfach belastet gewesen. Aber Geld, um das den Menschen zurückzugeben, das hatte man nicht eingestellt. Das heißt, das ist wirklich ein ganz großes Versäumnis. Und ich glaube, das fällt uns auch auf die Füße, dass wir es nicht geschafft haben, solche Instrumentarium zu entwickeln, die sehr sinnvoll sind, wie sie jetzt gerade gesagt wurde. Österreich Von hier und jetzt. Die Leute, die eben hier besonders betroffen sind, die werden ja sogar entlastet in der Summe und nicht belastet. Und es wäre eben ein sehr gutes Zeitfenster gewesen, als wir die hohen Gaspreise hatten und die hohen fossilen Preise zu sagen jetzt, eigentlich wollen wir dieses Preisniveau in der Zukunft auch weiter sehen, so schmerzhaft das auch ist. Aber wir nutzen das dann auch und geben euch das zurück. Wenn wir die CO2 Preise entsprechend anheben, um diese Langfristsignale zu machen, dann tun wir auch was und das ist versäumt worden. Und jetzt wie gesagt, sind ja diese ganzen Sondervermögen weggenommen. Die CO2 Preis hat jetzt schon keinen. Also die die das Klima, Geld oder die Rückführung hat die jetzt schon keinen Platz drin. Wie das in der Zukunft ausschauen soll, ist mir komplett unklar. Aber so nimmt man die Leute eben dann nicht mit.

A. Sator [00:58:03] Karl Wie ist die Situation im Verkehr in Österreich?

Karl Steininger [00:58:07] Einerseits haben wir diese Voraussetzung zum Umstieg wirklich gut vorangebracht, insbesondere für das Klima Ticket, das einen gewaltigen Preissprung nach unten gebracht hat Bundesland Ebene, aber auch in den nationalen Fernverkehr, wo insbesondere wenn dann Städte Kommunen noch einen Teil auch fördern, es wirklich extrem attraktiv wird oder auch Arbeitgeber hier einsteigen. Das heißt, die Voraussetzungen, um umsteigen zu können, haben sich verbessert, wiewohl auch das Angebot natürlich noch nachziehen muss, in einigen Gebieten aber. Die Bedingungen wären da, um jetzt eben auch auf der Preisseite nachzuschärfen, damit auch von der Pushseite her der Anreiz kommen wird zu wechseln. Weil wir wissen ja, diese Angebote sind wichtig, um sie überhaupt möglich zu machen. Aber so wie es bei der Energiepreiskrise war, dass plötzlich dann doch Leute ausprobieren. Und ja, wie ist es denn mit dem öffentlichen Verkehr? Wir brauchen einfach auch diese Buchseite, um einfach die Erfahrungen zu ermöglichen. Wenn beide gleichzeitig ausprobieren und das Angebot noch nicht da ist, dann kommen wir zu diesen Sommer Phänomenen, wie wir sie in Deutschland hatten. Zum Glück hat das in Österreich etwas gemildert, wenn es so Sommer Tickets nicht hätten. Aber wir haben ja auch an der Westbahn so manche Zeiten gehabt, lokal verfügbar. Und daher ist es natürlich auch der Einkaufspolitik für die Bahn in mein Thema kriegt man die Garnituren rechtzeitig gezeigt. Das sind doch sehr langfristige Planung entweder erforderlich sind. Aber die österreichische Bahn schlägt sich hier recht gut und er ist in der Bevölkerung weiter glaube ich sehr geschätzt als Unternehmer. Insofern ja, diesen Teil haben wir. Aber was wir noch nicht geschafft haben, ist, langfristig wirklich auch in die Raumordnung Struktur hineinzugehen, in die Kompetenzen hineinzugehen, die erst eine Bedienung des öffentlichen Verkehrs wirklich auch im ländlichen Gebiet besser machen würden. Solange die Bürgermeister einfach von ihren Wählern hier gefragt werden, ob sie was umwidmen am Ortsrand und dem Bürgermeister, dann die Gemeindekasse weniger wichtig ist als die drei Wählerstimmen, die in dieser Familie zu Hause sind und nicht viel Geld. Da können wir wirklich nach Deutschland neidig blicken, wo nicht gewählte Mandatare so nebenbei ein Bezirks oder Kreis verwaltungsbeamter wären und diese Entscheidungen trifft und damit viel besser im Sinne der Allgemeinheit diese Entscheidungen trifft, in der teilhaben. Also das würden wir vor allem um langfristig den öffentlichen Verkehr wirklich bedienbar zu halten, ganz dringend brauchen. Und auch den Umweltverbände der Fuß und Radwege.

A. Sator [01:00:56] Wir kommen zum Schluss. Es ist bald Weihnachten. Darum dürfte ich bei Ihnen noch was vom Christkind wünschen? Ah, Karl, Ich fang mit dir an! Wir blicken in ein Wahljahr 2024 in Österreich. Ähm. Ich persönlich fürcht mich ein bisserl davor. Und, äh, andere Themen derzeit dominieren. Ähm, wie glaubst du, wird das jetzt das Klima respektive um das Wünsch dir vom Christkind?

Karl Steininger [01:01:23] Ich hab auch Sorge, dass ein Wahljahr nicht zur Versachlichung im Bereich der Klimapolitik führt, sondern populistische Bilder gezogen werden. Daher mein Wunsch an das Christkind, dass wir hier wirklich das gemeinsame Ziel und diese Bedrohung und diese Chance auch in den Mittelpunkt stellen, die wir über politisches Kleingeld wechseln stellen wollen, um von allen Seiten, ähm, diese Vision zu beleuchten und wie wir dorthin kommen, das wird es verschiedene Wege geben. Jede Partei kann in verschiedenen Dekaden ähm und aber solange wird das Ziel gemeinsam im Auge hatten haben. Würden wir den Klimaschutz schaffen. Ähm, da will ich ja das Christkind fragen wie können wir diese dieses Bild in allen Parteien verankern?

A. Sator [01:02:25] Andreas den Wunsch ans Christkind?

A. Löschel [01:02:28] Ja, ich denke, ich schließe mich da etwas an Wir haben in Deutschland in den nächsten Jahren drei Wahlen im Osten. Wir haben die Europawahl. Das werden ganz wichtige Wahlen auch werden. Und ich glaube, es wird auch ganz wichtig sein, dass man die grundsätzliche Notwendigkeit des Klimaschutzes, der über alle Parteien hinweg verbindet, auch hochhalten kann. Ich glaube, es wird eine große Versuchung auch da sein, ich sage mal populistisch, doch das Ganze etwas stärker in die Zukunft zu zu verschieben und vielleicht noch mal einige Wünsche ans Christkind von 2040 zu formulieren. Dem sollten wir nicht nachgeben, sondern sollten schon schauen, dass wir die Sachen, die machbar sind und das ist eben viel machbar, auch wirklich weiter entschlossen angehen und dann aber auch, ich sage mal, mit einem gewissen Pragmatismus, denn es ist eben jetzt immer zwei Seiten. Das eine ist so etwas, das zu tun, was auch tatsächlich machbar ist. Aber manchmal ist es dann eben nicht perfekt und auch mit einer gewissen Imperfektion dann auch leben zu können. Das ist, glaube ich auch ein Wunsch, den ich hätte für für beide Seiten der des politischen Spektrums, das wir in Deutschland sehen. Denn nur dann kriegen wir das auch tatsächlich gewuppt. Die Herausforderungen ja beliebig groß. Wir sind die verschiedenen Felder durchgegangen, Wenn wir da jetzt nicht loslegen, sondern dann, wenn wir es auch nicht in der Zeit schaffen, wie wir es eigentlich möchten.

A. Sator [01:03:59] Machen wir noch einen Abschluss. Eine andere Abschlussfrage. Die Leute, die uns jetzt zuhören, da hat man es gemerkt. Es gibt Licht und Schatten, aber das Tempo und der Ambition reicht nicht. Das könnt man wahrscheinlich bei jedem Jahresrückblick der vergangenen Jahre und auch in den nächsten Jahren noch sagen. Was können denn frustrierte Zuhörerinnen machen, damit sich da was ändert? Habt ihr da Hinweise?

A. Löschel [01:04:28] Ich glaube, das eine ist Druck machen auf die Politik, denn wir brauchen den richtigen Rahmen. Ich glaube, ohne diesen Rahmen klappt es nicht. Und ich glaube, in der Politik hat sich auch etwas die Vorstellung breit gemacht, dass die Unterstützung für den Klimaschutz, wenn es hart auf hart ist, gar nicht kommt, die gar nicht so groß ist. Und ich glaube, dem kann jeder Einzelne begegnen, indem er deutlich macht, er steht da voll dahinter und ist auch bereit, die Konsequenzen dieser Politik auch mitzutragen. Das ist das eine. Ich glaube, das zweite ist Wir sind ja in der Situation, wo wir das Problem haben, eine sehr starke Bezogenheit auf das Heute. Wir wissen eben nicht so gut, dass die Zukunft besser sein könnte als das heute. Und deswegen ist jeder Einzelne gefragt, so ein Beispiel zu geben, dass das eben besser sein könnte. Diese Vision, die wir, glaube ich, auch alle so ein bisschen miteinander tragen. Denn ohne gute Beispiele wird es eben sehr schwierig, auch die Masse mitzunehmen. Die bleiben dann eben verhaftet in dem, was wir heute haben und das durch, das können wir uns nicht leisten.

Karl Steininger [01:05:34] Ich werde beide Punkte genauso sehen und vielleicht einen konkreten. Möglichkeit, dem nachzukommen. Zum Ersten. Die den Druck in der Politik sichtbar machen. Für die Politik sichtbar machen. Wirklich sich hinsetzen. E Mail schreiben, wenn ein Politiker Politikerin im Fernsehen oder einer der war? Wir unterschätzen oft so viele Rückmeldungen gibt es dann aus der Bevölkerung nicht. Das hat Wirkung. Oder auch ein Kollege von mir hat einer Tageszeitung hier geschrieben, die einfach wirklich zunehmend dem wirtschaftlichen Druck, den sie ausgesetzt ist, auch durch ihre Berichterstattung in Richtung Fossil und sehr. Nur in meinem Umfeld sind es dann irgendwelche Autoevents, etwa mit fossilen Kraftstoffen. Hier könnte etwas wirklich Stimme erheben, immer wieder, und denken, dass man damit stellvertretend für mindestens 100 andere Personen steht und dieses selber aufzeigen, wie es gehen kann und damit experimentieren und dann weitererzählen nachher, wie es dann gewesen ist. Und wenn es gut gewesen ist, dass bei beibehalten ja unsere zuhörenden Zuhörer einen Aspekt überlegen für die nächsten zwei Wochen Was will ich einmal ausprobieren? Und ja, wenn es gut ist, wenn es mir gefallen hat, dann beibehalten und und auch davon erzählen und vielleicht das auch gleich in einem im Freundeskreis gemeinsam machen, weil vieles tut man sich allein schwerer als man das gemeinsam.

A. Sator [01:07:08] Lieber Karl Andreas, vielen Dank für Ihre Zeit.

Karl Steininger [01:07:12] Danke.

A. Löschel [01:07:12] Danke für das Gespräch.

2023 in Deutschland und Österreich im Klima-Check – die Zusammenfassung

Ich habe die beiden Ökonomen Karl Steininger und Andreas Löschel gefragt, wie 2023 war, wenn es um Reduktion von Emissionen geht. Hier das Gespräch, kurz zusammengefasst: Licht und Schatten.

  1. Wir sehen bereits sehr viel von der Klimakrise, obwohl wir „erst“ 1,3 Grad Erwärmung haben. Frostschäden im April, Überschwemmungen im Sommer, ein 3,5 Grad wärmerer Oktober. Die Extremereignisse werden immer sichtbarer.
  2. Der „Heizhammer“ in Deutschland: Ein schlecht vorbereitetes Gesetz zur Dekarbonisierung des Gebäudesektors fliegt der Koalition um die Ohren. Das Endergebnis ist abgespeckt, aber trotzdem eine Verbesserung.
  3. Auch in Österreich wird das bereits in der Koalition abgestimmte Erneuerbare-Wärme-Gesetz daraufhin noch einmal aufgeschnürt und deutlich verwässert. Es kommt zu keinem Verbot von Gasheizungen in der Zukunft. Auch hier wird das Potenzial zur Reduktion der Emissionen nicht ausgeschöpft, aber es ist eine klare Verbesserung.
  4. Die Debatte hat wohl in beiden Ländern Langzeitschäden verursacht. Es wird in Medien und Politik wieder viel mehr über die Umstiegskosten gesprochen und über Belastungen – nicht über eine positive Vision für die Zukunft und auch weniger über die hohen Kosten, die ein Verzicht auf Klimaschutz verursacht.
  5. In beiden Ländern ist im Neubau der Umstieg auf erneuerbare Energien im Wärmesektor wirtschaftlich heute schon lohnend. Im Bestand gibt es jedoch Anreiz-Probleme, da der Vermieter den Umbau zahlt, während der Mieter Heizkosten spart.
  6. In Deutschland hat es die Regierung verabsäumt, den Menschen zu erklären, dass Klimaschutz zunächst auch eine Investition ist. Nicht alles ist automatisch „Win-win“, und das wird zu wenig kommuniziert.
  7. Durch den massiven Aufstieg rechtspopulistischer und rechtsextremer Parteien in beiden Ländern ist die Bereitschaft in anderen Parteien stark gesunken, sich auch für ordnungspolitische Maßnahmen im Klimabereich stark zu machen und Trade-offs zu kommunizieren.
  8. In beiden Ländern läuft der Ausbau der erneuerbaren Energien erfreulich gut. Vor allem der PV-Sektor boomt massiv, bei der Windenergie gibt es noch viel Potenzial nach oben. Bewilligungen müssen schneller und die Netze massiv ausgebaut werden.
  9. In Deutschland ist der Anteil der Kohle im Stromnetz stark zurückgegangen. Kohle wird zunehmend aus rein wirtschaftlichen Aspekten aus dem Markt gedrängt.
  10. Deutschland hat Österreich ein Klimaschutzgesetz voraus, das jedoch aufgeweicht werden soll. Die Vorgaben für die einzelnen Sektoren werden aufgeweicht. Die deutsche Regierung bricht das Klimaschutzgesetz und hat bereits eine Klage verloren.
  11. In Österreich war es wohl ein Fehler, mit dem Klimaschutzgesetz bis zum Ende der Legislaturperiode zu warten. Österreich hat sich zu EU-Zielen bekannt, aber sowohl Bundesländer als auch Gemeinden kommen ihrer Verantwortung nicht ausreichend nach.
  12. Deutschland fehlen Milliarden für den Klimaschutz, weil das Verfassungsgericht den Klima- und Transformationsfonds aufgehoben hat. Die Investitionen sollten aus einem Sondervermögen getätigt werden, um der Schuldenbremse auszuweichen.
  13. In Österreich passiert wenig ordnungsrechtlich, dafür fließt aber sehr viel Fördergeld. So viel, wie man sich vor zwei, drei Jahren nicht erträumt hätte. Heuer gab es etwa die erste Ausschreibung für Fördergelder zur Dekarbonisierung der Industrie.
  14. Auch der Klima- und Energiefonds hat mit 581 Mio. EUR ein so hohes Budget wie nie zuvor, mit dem beispielsweise Personal für Klimaschutz in der Verwaltung von Städten gefördert wird.
  15. Erfreulich ist, dass die automatische Erhöhung der CO2-Steuer für Verkehr und Gebäude auf 45 EUR mit 1.1.2024 ohne große Aufregung passieren wird. Vor allem bei der Fernwärme ist auch ein so niedriger Preis schon wirksam.
  16. In Deutschland gibt es jetzt einen Entwicklungsplan für das Stromnetz, der erstmals die Klimaneutralität 2045 mitdenkt. Auch bei der Beschleunigung von Verfahren wurden viele Fortschritte gemacht. In Österreich gibt es den „Integrierten Netzinfrastrukturplan“.
  17. In Deutschland ist das 49 EUR-Ticket ein Anreiz für den Umstieg auf den öffentlichen Verkehr und ein Erfolg. Jetzt muss „nur“ noch die Bahninfrastruktur in das 21. Jahrhundert gebracht werden, dann kann es seine volle Wirkung entfalten.
  18. Der Klimabonus in Österreich ist ein großes Vorbild für die deutsche Politik. Er verteilt die Einnahmen aus der CO2-Steuer zurück an die Bevölkerung, wobei ärmere Haushalte relativ mehr profitieren. Deutschland hat das Klimageld verschlafen.
  19. In beiden Ländern ist der Verkehr ein Klima-Problemkind, auch wenn der Anteil an E-Autos wächst. Sie sind aber nur ein Teil der Lösung. Ein wichtiger Part wird in Österreich noch gar nicht angegangen: die Raumordnung.
  20. Wünsche ans Christkind? Karl Steininger wünscht sich, dass im Wahljahr 2024 keine politisches Kleingeld mit Klimapolitik gemacht wird. Andreas Löschel wünscht sich das auch – und mehr Pragmatismus und Akzeptanz für das Imperfekte in der Klimapolitik.
  21. Was können Bürgerinnen und Bürger tun? Beide sind sich einig: Druck auf die Politik ausüben. E-Mails an Bürgermeister, Landeshauptleute und andere Politikerinnen und Politiker schreiben. Den Medien schreiben. Und Freunden davon erzählen und zum Mitmachen bewegen.

Hier könnt ihr das ganze Gespräch anhören.

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10 Take-Aways vom Podcast-Rückblick auf das Klima-Jahr in den USA und der EU

👋 Im hektischen Alltag und dem Nachrichtenwirbel geht oft der Blick aufs Wesentliche verloren. In drei Podcast-Jahresrückblicken und in diesem Newsletter beleuchten wir, wie 2023 aus Klimasicht gelaufen ist – mit Fokus auf 🇪🇺 EU, 🇺🇸 USA, 🇨🇳 China, 🇮🇳 Indien, 🇩🇪 Deutschland und 🇦🇹 Österreich. 

🎙️ Für den ersten Teil zu 🇪🇺 🇺🇸 habe ich mit zwei renommierten Experten gesprochen: dem österreichischen Klima-Ökonomen Gernot Wagner von der Columbia Business School und der aus den USA stammenden Politikwissenschaftlerin Miranda Schreurs von der Technischen Universität München.

🎧 Hier könnt ihr die aufschlussreiche 65-minütige Folge anhören. Und hier sind die wichtigsten Erkenntnisse aus unserem Gespräch, kurz und prägnant zusammengefasst:

🌍 USA & EU machen Fortschritte: Große Schritte in der Reduzierung von CO2-Emissionen und Klimapolitik sind passiert. 🚀 In den USA der Inflation Reduction Act, in der EU der Green Deal. Beide laufen besser als vor einem Jahr erwartet.

🔬 Wissenschaft & Technologie: Wissenschaftliche Durchbrüche in der Klimaforschung! Wir können binnen weniger Tage sehen, ob ein Extremwetter klimawandelbedingt ist. Und technologische Fortschritte bei Elektroautos und erneuerbaren Energien. ⚡

💰 Klimaschutz wird wirtschaftlich: Solarenergie und Wärmepumpen werden immer erschwinglicher. 🌞 Sie sind gute Investition für Unternehmen und Privatpersonen.

🌐 Globale Herausforderungen: Internationale Politik und Kooperation zwischen Ländern sind entscheidend. 🤝 USA und EU sollten führen. Hier ist noch viel Luft nach oben!

🌱 Umweltbewusstsein wächst: In USA und EU steigt das Bewusstsein für Klima und Umwelt. 🧠 Das ist essentiell.

♻️ Kreislaufwirtschaft: Große Chance für die EU, ein Vorreiter in der Entwicklung einer effizienten Kreislaufwirtschaft zu werden. 🔄 Der Green Deal soll den Weg ebnen. Viel zu tun!

🖥️ Digitalisierung im Klimaschutz: Digitalisierung als Schlüssel zur Energieeffizienz und Ressourcenmanagement. 💡 Eine wichtige Komponente, wo noch zu wenig passiert.

🌍 Globale Verhandlungen wichtig: Nachhaltigkeit muss stärker in globalen Handelsabkommen integriert werden. 📈 Die EU und die USA können hier weltweit einheitliche Standards setzen.

🤝 Geopolitische Kooperationen: Ein Vertrauensaufbau und Zusammenarbeit zwischen Ländern sind essentiell. 🌎 Aber der Westen genießt nicht mehr die beste Reputation. Vorsicht!

🔍 Noch ein Blick auf 2 wegweisende Berichte 🌍📊

1️⃣ Rhodium Climate Outlook 2023: 🌡️

  • Vor dem Pariser Klimaabkommen: Prognose einer Erwärmung von 2,5-7,8°C bis 2100 (90% Wahrscheinlichkeit).
  • Aktuelle Prognose: 2-4°C Erwärmung (90% Wahrscheinlichkeit), wenn nichts weiter unternommen wird.
  • 🚫 Kein Grund zum Feiern, aber ein signifikanter Fortschritt. 👣

2️⃣ Global Carbon Project – Aktuelle Daten: 📉

  • 🇪🇺 EU als Vorreiter bei der Reduktion von Emissionen: -7,4%.
  • 🇺🇸 USA: -3%.
  • 🇨🇳 China: +4%.
  • 🇮🇳 Indien: +8,4%.
  • Globale Anteile: 🇪🇺 7%, 🇺🇸 14%, 🇮🇳 8%, 🇨🇳 31%.

🌱 Weitere Fakten:

  • Künstliche CO2-Entnahme und Speicherung: 0.007 MtCO2.
  • Beschleunigung natürlicher Verwitterung: 0.004 MtCO2.
  • Zusammen nur ein Millionstel der fossilen Emissionen. 🤏
  • CO2-Emissionen 2023 ähnlich wie 2019, trotz starkem Wirtschaftswachstum. 💹
  • Emissionswachstum 2013-22: 0,14% pro Jahr, vorher 2,1% pro Jahr. 📉 Ein großer Fortschritt.

🌳 Landnutzungsänderungen:

  • 🇧🇷 Brasilien, 🇮🇩 Indonesien, 🇨🇩 DR Kongo: Emissionen durch Landnutzungsänderungen gleich hoch wie die gesamten Emissionen der 🇪🇺 EU oder 🇮🇳 Indien.
  • Zusammen 2,58 Mrd. T CO2eq, EU & Indien 2,8 Mrd. T CO2eq.

🔥 Kohle – Das Hauptklimaproblem:

  • Kohle bleibt das größte Klimaproblem, trotz geringerer Bedeutung in einigen Ländern.
  • Emissionen steigen weiter. ⬆️

Die selbe Einsicht wie im Podcast-Jahresrückblick: Es tut sich viel, aber wir müssen dran bleiben und das Tempo steigern. 💡🌏

Wir sind schon 99 Freunde der Sonne!

Der Podcast ist dein schlauer Begleiter bei einer der größten Herausforderungen unserer Zeit: dem Klimawandel. 🌱 Pragmatisch, sachlich und konstruktiv, mit einem offenen Blick für Ideen aus allen politischen Richtungen. 🧭 Kein Ratlosigkeit, sondern klare Wege und persönliche Handlungsoptionen, um einen Unterschied zu machen. 💪

🌞 Werde jetzt ein „Freund der Sonne“ – so nennen wir unsere treuen Unterstützer:innen. 🤝 Hilfst du mit, den Podcast zu finanzieren und somit einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten? Deine Unterstützung macht einen großen Unterschied! 💖

Klimaforscher bringen Good News <3 - Klimanews #8

1. Sehr gute Nachrichten aus der Klimaforschung. Studien über die Klimakrise geben selten Anlass für Frohmut. Manchmal aber doch: Das Grönländische Eisschild – der potenziell katastrophale Treiber für einen Anstieg des Meeresspiegel – ist stabiler als gedacht. Auch wenn sich die Erde um 6,5 Grad bis 2100 erhitzt muss dieser riesige Eisbrocken nicht zur Gänze schmelzen. Das ist ein hypothetisches Beispiel, weil bei 6,5 Grad Erhitzung wäre das fast auch schon egal. Aber die Studie zeigt: Wenn in den Jahrhunderten danach die Erhitzung wieder abnimmt, etwa auf 1,5 Grad, dann kann sich das Eisschild stabilisieren. Es gibt also nach dem besten Stand des Wissens keinen klaren Kipppunkt, wo das Eis unaufhaltbar schmilzt und den Meeresspiegel um sieben Meter anhebt. Hier die Zusammenfassung des Pik Potsdam.

2. So geht das mit Stahl. Um aus Eisenerz Stahl zu machen, muss man – chemisch betrachtet – den Sauerstoff entfernen. Das passiert meistens in Hochöfen und die dafür notwendigen Temperaturen werden heute meistens mit dem Verbrennen von Kohle erzielt. Das sorgt global für 8-10 Prozent der CO2-Emissionen. In Boden in Schweden wird die erste Produktionsstätte gebaut, in der Kohle mit grünem Wasserstoff ersetzt wird. In Linz und Donawitz baut die Voest eine Anlage, die statt mit Kohle mit Strom arbeitet. Um den Umstieg zu beschleunigen, braucht es die Politik, schreiben Gernot Wagner und Chris Bataille in diesem sehr lesenswerten Text.

3. Wind und Sonne. Wo stehen Österreich und Deutschland bei der Produktion von Strom aus Sonne und Wind pro Einwohner:in im internationalen Vergleich? Das habe ich mir mit ChatGPT und Daten von OurWorldInData angeschaut. Deutschland kommt auf 2.200 kWh, Österreich auf 1.100 kWh und die Schweiz nur auf 316 kWh pro Bewohner:in. Spitzenreiter ist ganz klar Skandinavien.

4. Schlechte Nachrichten. Bisher gingen die besten Schätzungen davon aus, dass eine von acht Tier- und Pflanzenarten auf der Welt in den nächsten Jahrzehnten aussterben können. Eine umfassende Studie hat das jetzt stark nach oben korrigiert. Demnach ist eine von fünf Arten vom Aussterben bedroht. In Österreich etwa der Feldhamster, der unter der Verbauung der Landschaft und der Intensivierung der Landwirtschaft leidet. (Kleine Zeitung)

5. Wieder gute Nachrichten: Die weltweiten CO2-Emissionen könnten schon heuer ihren Höhepunkt erreicht haben. Das geht aus einer Studie von Climate Analytics auf Basis von Prognosen der Internationalen Energieagentur (IEA) hervor. Beide sind generell eher konservative Rechner. Das wären sensationelle News. Die Kohle-Nutzung soll heuer bereits ihren Zenit überschritten haben, weil Sonne & Wind global immer mehr Strom erzeugen. Die Gas-Nutzung könnte 2024 peaken, die von Erdöl dank E-Mobilität schon 2025. Es tut sich sehr viel Gutes in Klima-Hinsicht. (Der Standard)

6. Mehr Schutz für die Böden. In Österreich werden Jahr für Jahr Ackerböden verbaut. Dort wachsen dann keine Lebensmittel bzw. Futter für Tiere mehr sondern dort fahren oder parken Autos und stehen Wohnhäuser darauf. Die EU hat jetzt strenge Vorgaben für Baukonzerne veröffentlicht. Wer als nachhaltig („ESG“-konform) gelten möchte, darf keine fruchtbaren Böden mehr zubauen. Das könnte weitreichende Folgen haben. (Der Standard)

7. Wien wird auch ohne Die Grünen grüner. Über das Tempo lässt sich streiten, aber dass in Wien in punkto nachhaltiger Mobilität nichts passiert ist schlicht und einfach falsch. Drei tolle Nachrichten nur im November: Die äußere Mariahilfer Straße bekommt einen breiten Zweirichtungsradweg und eine Autospur und Parkplätze weniger. Der Naschmarkt-Parkplatz wird deutlich begrünt. Und die Wagramer Straße bekommt auf einem Kilometer einen breiten Zweirichtungsradweg. Alle Links führen zu Texten im Standard.

Ich versuche, mich öfter im Kleinen politisch einzubringen. Der Ilgplatz im 2. Bezirk in Wien (Bild oben) könnte wirklich schöner sein. Ich habe der Bezirksvertretung geschrieben, ob man hier im Frühling nicht eine Blühwiese anbauen könnte. Fürs Auge und für die Biodiversität im Bezirk. Sie meinten, sie leiten es dem Magistrat weiter. Schauen wir mal, ob etwas passiert. Ich date euch up.

Wie bringt ihr euch im Alltag in Politik ein? Schreibt mir hier eure Erfahrungen, die ich in den künftigen Newslettern teilen werde.

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Die Wiener Ringstraße ohne Autos? – Klimanews #7

1. Sehr gute Nachrichten. Dass wir die globale Erhitzung auf 1,5 Grad begrenzen war immer mehr als ambitioniert – manche sagen auch unrealistisch dazu. Zwar sinken die Emissionen global noch nicht, aber zwei Technologien entwickeln sich nach 1,5-Grad-Plan: Die Photovoltaik und die E-Mobilität. Nur diesen beiden ist es zu verdanken, dass es zumindest noch eine theoretische Möglichkeit gibt, 1,5 Grad zu erreichen. Also bei aller berechtigten Kritik: Danke Elon für Tesla und danke an jede:n, der:die eine PV-Anlage am Dach hat. Mehr bei der Internationalen Energieagentur.
PS: In den ersten 3 Monaten des heurigen Jahres war das Tesla Model Y mini-SUV das meistverkaufte Auto weltweit. Economist (€)

2. Wachstum ist nicht der Feind. Argumentiert Klimaökonom Gernot Wagner in einem Text für den STANDARD. Der Feind ist die Verschmutzung. Treibhausgase. Verbauung. Wir sollten uns darauf fokussieren, weniger fossile Energie zu verbrauchen und weniger Boden zu verbauen. Ob die Wirtschaft dadurch mehr oder weniger wächst ist dann fast schon egal. Zum Text.

3. Amazonas vor Kipppunkt? Der Amazonas ist der größte Regenwald der Welt und Heimat von 400 Milliarden (!) Bäumen und 10 Prozent aller bekannten Arten. Er versorgt sich zum Teil selbst mit Regen, in dem er Wasser recyclt. Es verdampft, bildet Wolken und regnet wieder herab. Doch die Trockentage nehmen zu und damit könnte das System ins Wanken kommen. Wenn der Amazonas kippt, könnte er über einige Jahrzehnte zu einer trockenen Savanne werden. Furchtbar. Mehr bei Carbon Brief.

4. Projekte, die wirken. Wer einen Schuss positiver Energie braucht dem sei ein Blick auf die Gewinner des VCÖ-Mobilitätspreises empfohlen. Wiener Neudorf belebt seinen Ortskern, die Stadt Tulln entsiegelt eine zentrale Fläche und in Wien fahren Schulklassen mit den Eltern mit dem Rad in den Unterricht. Zu den Gewinnern.

5. Der Wiener Ring ohne Autos? Man wird ja wohl noch träumen dürfen… Der STANDARD hat es getan und mit Barbara Laa darüber gesprochen. Die Neos sind für eine Reduktion des Pkw-Verkehrs auf der Ringstraße. Die SPÖ blockiert. Dass diese Prachtstraße so sehr dazu dient, mit Blechkisten durchzufahren werde ich nie verstehen. Fußgänger, Touristinnen und Radfahrer gehen sich gegenseitig auf die Nerven, weil sie kaum Platz haben. Zum Text.

6. Ölkonzern holt CO2 aus der Luft. Der US-Konzern Occidental (Oxy) kauft um 1,6 Milliarden US-Dollar Carbon Engineering, eine der größten CO2-Entnahme-Firmen der Welt. David Keith von der Universität Harvard hat die Firma mitgegründet und erklärt im Economist, warum das nichts Schlechtes ist. Um CO2 aus der Luft zu entnehmen und unterirdisch zu speichern braucht man viel Erfahrung mit Chemikalien und Pipelines – und jede Menge Geld. Ölkonzerne haben das. Natürlich werde damit versucht, das Image aufzupolieren – aber die Vorteile überwiegen. Zum Text. (€)

7. Elektrifizierung auf Asiatisch. Motorräder, Rikschas und Scooter in asiatischen Ländern werden immer öfter mit Batterien betrieben. In Indien, Indonesien, Vietnam und den Philippinen gibt es 3 bis 30 Mal so viele Fahrzeuge mit zwei Rädern als mit vier. Economist €

8. Erneuerbare. Kurz ein bisschen Statistik für die Nerds. Die Produktionskosten von Photovoltaik in den USA betragen $23 pro Megawattstunde. Gas kommt auf $43, AKWs auf $91. PV ist also viel billiger. NUR kann man Gas am Strommarkt verkaufen, wenn die Preise hoch sind. Sonnenstrom muss gleich verkauft werden, wenn er nicht gespeichert werden kann (was meistens der Fall ist).

Im Schnitt wird Sonnenstrom daher um $20/MWh verkauft. Das heißt, es kostet mehr, PV-Strom zu produzieren, als man  damit an der Strombörse einnimmt. Offshore-Windkraftanlagen haben sogar Produktionskosten von $100 und erlösen damit nur $30/MWh. Gut ausgebaute Netze & Batteriespeicher lösen das Problem. Bis dahin sind Erneuerbare relativ teuer. Ausführlicher im Economist (€)

9. Mehr CO2-Preise. 23 Prozent der globalen CO2-Emissionen sind mit einem Preis belegt. 2010 waren es nur fünf Prozent. Indonesien verpflichtet Kohlekraftwerksbetreiber, ab einer gewissen Menge an Emissionen Zertifikate dafür zu besitzen. China hat einen mit sehr niedrigen Preisen, die für die Hälfte der Firmen sogar negativ sind. Die USA trauen sich nicht, eine CO2-Steuer einzuführen und geben lieber hunderte Milliarden Dollar für Subventionen aus.

Vorreiter ist die EU mit ihrem Emissionshandel und weil sie ab 2026 Zölle auf Importe von Ländern ohne CO2-Preis einführen möchte, werden wohl künftig noch deutlich mehr Länder nachziehen und ihrerseits CO2-Preise einführen. Wer ab 2026 etwa Stahl aus Indien in die EU bringen möchte, muss darauf einen Zoll zahlen. Das ist nur fair, weil etwa die Voest hohe CO2-Preise zahlt. Economist (€)

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Wie viel geben Sie für Stahl aus? – Klimanews #6

1. Genau so! Fliegen und Autofahren wurde teurer, mit den Öffis zu fahren hingegen billiger. Die ZEIT hat sich angeschaut, wie sich die Kosten in Deutschland entwickelt haben. Fürs Auto zahlt man 25 Prozent mehr als noch 2020, für Auslandsflüge gar 80 Prozent. Kurzfristig sind die Effekte auf die Emissionen gering, langfristig kann das aber große Wirkung zeigen. (ZEIT.de)

2. Genau so nicht. Eigentlich ist das Auto einfach nur eine sehr praktische Blechkiste, die uns von A nach B bringt. In den USA aber ist das Auto auch Parteipolitik und Teil des Kulturkampfes. Nur 5 Prozent der Neuzulassungen in den USA sind E-Autos (in Ö. 20%, in China: 30%). Zwei Drittel der Republikaner:innen sagen, sie wollen einen Verbrenner, egal ob er teurer ist als ein E-Auto. (WaPo €)

3. Die Voest wird (ein bisschen) grüner. Sie ist der größte Emitteur von CO2 in Österreich. Bis 2027 will der Stahlkonzern jetzt zwei seiner bestehenden Hochöfen in Linz und Donawitz ersetzen. Statt Koks und Kohle (CO2!) sollen künftig Schrott und Eisenbriketts verbrannt werden. Fun fact: Wir geben im Jahr indirekt etwa 200 Euro für Stahl aus. Etwa als Teil unserer Miete oder fürs Auto. Grünes Stahl wird teurer sein und pro Person im Jahr mit 60 Euro zusätzlich zu Buche schlagen. (Die Presse €)

4. Schluss mit Flächenfraß. Wenn Gemeinden an Geld kommen wollen müssen sie derzeit darauf schauen, dass sich möglichst viele Menschen und Betriebe ansiedeln. Dann kriegen sie mehr Kohle aus dem Finanzausgleich und der Kommunalsteuer. Das sorgt dafür, dass viel zu viele Flächen für Neubauten ausgewiesen werden. Das könnte man im Finanzausgleich ändern. Auch eine Abgabe auf Leerstand würde helfen. (Der Standard)

5. Die Bahn fährt auf Akkus ab. In Österreich fahren die Zuge großteils mit Strom, trotzdem gibt es 330 Dieselloks. In der Schweiz ist der Bahnverkehr zu 100% elektrifiziert. In Deutschland aber ist der Bedarf an Alternativen zum Diesel im Bahnverkehr groß. Hier scheinen sich Züge mit Batterie durchzusetzen. Für längere Strecken ist Wasserstoff eine Option. (Wirtschaftswoche)

6. Sanieren statt planieren. Der sehr geschätzte Kollege Martin Putschögl fordert: Die Bundesländer geben viel Geld für ihre Wohnbauförderungen aus. Die müssten sich aber noch stärker auf Sanierungen ausrichten, statt auf den Neubau. (Der Standard)

7. CO2 speichern? Ja, bitte. Es reicht nicht, nur damit aufzuhören, Kohle, Öl und Gas zu verbrennen. Wir müssen CO2 auch speichern, damit wir die Wahrscheinlichkeit einer Klimakatastrophe möglichst niedrig halten. Noch ist es in Österreich verboten, CO2 im Boden zu speichern. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) will das ändern. Gut so! Ich habe im Standard einmal einen längeren Text zum Thema verfasst. Hier zum Nachlesen.

🔸 Im Vorjahr wurden 75.000 neue Wohnungen in Österreich gebaut. So viele wie noch nie. (Der Standard)

🔸 Der Welthandel ist Quelle vieler Emissionen aber potenziell auch die Lösung vieler Klimaprobleme. Dass die WTO seit vielen Jahren unterminiert wird ist ein Problem. (Die Presse €)

🔸 Die Wiener Wallensteinstraße (20. Bezirk) soll umgestaltet werden. Es sollen mehr Bäume kommen, Begegungszone und Tempo 30 scheinen hingegen nicht geplant zu sein. (Kurier €)

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Das große Geschäft mit dem Recycling – Klimanews #5

1. Batterie voll? Was haben Mercedes, Volkswagen, Toyota und Glencore gemeinsam? Sie alle wollen ins Recycling von E-Auto-Batterien einsteigen. Noch ist das nicht sehr rentabel, weil es noch zu wenige E-Autos am Markt gibt. Bis spätestens 2035, erwartet man bei PwC, ist das aber ein profitables Geschäft. (Die Presse)

2. Lastwägen unter Strom. Eine der erfreulichsten Entwicklungen der vergangenen Jahre: Wie sehr sich die E-Mobilität auch bei den LKWs durchsetzt. MAN will 2024 E-Lkw auf die Straße bringen. Damit sie auch ausreichend & schnell genug geladen werden können, wird „Megawatt-Laden“ etabliert. Zwei von drei Lkw-Fahrten starten und enden in einem Logistik-Depot. Dort dürfte ein Gutteil des Ladens vonstatten gehen. (Die Presse)

3. Vertikale Landwirtschaft verpufft. Der Hype geht dem Ende zu. Viele Firmen gingen pleite. Die Grundidee ist toll: Man spart Platz, in dem man Felder übereinander stapelt so wie wir das in Städten auch mit Wohnungen tun. Nur: Die Sonne mit LED-Lampen zu ersetzen braucht massiv Strom. Für ein Hektar vertikales Gemüse braucht man die Energie von zwei bis vier Hektar PV-Anlage. Das kann sich nicht ausgehen. (Canary Media)

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🔸 209 Gemeinden in der Steiermark pflanzen auf öffentlichen Flächen Wildblumen. Super Aktion, bitte nachmachen! (Kleine)

🔸Ein sensationaller Kartenfund zeigt: Es gab 1911 viel mehr Moore & Feuchtgebiete in Österreich als gedacht. (Kleine Zeitung)

🔸 Während man die Klimakrise immer stärker spürt zweifeln immer mehr Steirer am Klimawandel. Irre! (Kleine Zeitung

🔸 Jeder fünfte Mensch, der 2018 starb, starb aufgrund der Nachwirkungen des Verbrennens fossiler Energie. (Harvard)

🔸 Es gibt viel gute Nachrichten beim Umstieg auf Erneuerbare, aber das Ganze ist keine „Gmahde Wiesn“. (BNEF)

🔸 900 Milliarden Euro wurden im Vorjahr in Erneuerbare investiert. Rekord! In Subventionen fossiler Energie flossen mehr als 7.000 Milliarden Dollar. Alleine in Österreich: 7 Milliarden. (Die Presse)

🔸 Der schleppende Netzausbau bremst den Ausbau der Erneuerbaren in Österreich. (Die Presse)

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Barack Obama will, dass du das liest – Klimanews #4

1. Saubere Zukunft. Die New York Times hat eine Artikelreihe zur Energiewende, die Mut macht. Barack Obama meinte, man sollte das unbedingt lesen. Ich finde, er hat recht. Zum Artikel.

2. Kohlekraft wird unrentabel. Kohlekraftwerke ergeben weder ökonomisch noch ökologisch Sinn. Schon 2019 hätte man in den USA bei 62% der Kohlekraftwerke Geld gespart, hätte man sie geschlossen und mit PV-Anlagen und Windrädern ersetzt. Heute liegt der Wert bei 99%. Nur ein Werk in Wyoming ist nicht billiger mit Sonne & Wind zu ersetzen. Mehr bei Gernot Wagner.

3. Andreas Babler irrt. Im ORF-Sommergespräch meinte der neue SPÖ-Chef, dass die CO2-Steuer in Österreich die Emissionen nicht senken würde. Das ist, ganz offen, totaler Blödsinn. CO2 einen Preis zu geben ist eine der nachweislich wirkungsvollsten Maßnahmen gegen die Klimakrise. Hier gibt’s Argumentationsmaterial.

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🔸 Die Voest gehört in Europa zu den Top 5 Stahlherstellern. Global ist sie aber nur Nr. 50. Chinesische Firmen dominieren den Markt.

🔸 Die Arktis wird künftig über den Sommer wohl eisfrei sein, auch wenn die Emissionen rasch gesenkt werden. (Guardian) Wir alle gehören zu den Leidtragenden – hier wird erklärt, wie Eisbären darunter leiden: Sie finden weniger Futter, mehr sterben. (AP)

🔸 In vielen Ländern im Mittelmeer und im Nahen Osten steigt die Wahrscheinlichkeit, dass es öfter mal +50 Grad hat. (Economist)

🔸 20 Windräder rund um St. Pölten decken jetzt schon den Stromverbrauch der Haushalte. Neue Windräder sollen jetzt noch genug Strom für Wärmepumpen für alle erzeugen. (ORF.at)

🔸 Eine Gruppe Wissenschafter:innen hat das Konzept planetarer Grenzen geprägt – und jetzt upgedated. Bad news. (Carbon Brief)

🔸Die Bilanz nach einem Jahr Klimarat: Ernüchternd. Die Politik – sprich: die ÖVP – hätte ihn nutzen können, um ambitioniertere Klimapolitik zu machen. Das ist nicht passiert. (Der Standard)

🔸 Wie wird der Gemeindebau klimaneutral? Zum Beispiel mit Wärmepumpen und Geothermie. In Penzing wird das bis 2024 umgesetzt. (Kurier) Auch der Fernwärmeausbau wird von der Stadt Wien forciert, die hier ein Vorreiter ist. (Kurier)

🔸 Die Menschen im 6. Bezirk Wiens wünschen sich eine ruhigere und grünere Gumpendorfer Straße. (Kurier)

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